Suchen nach
Aktuell
«Catch Up», Melissa Absarah Torres
2021,
Eröffnung Showroom: Donnerstag, 16. Januar 2025, 18–20 Uhr
Eröffnung Videofenster Houdini Kino/Bar: Freitag, 17. Januar 2025, 18 Uhr
Demnächst
  • «Memory Gaps», Julia Schäfer
    Eröffnung Showroom: Donnerstag, 06. März 2025, 18–20 Uhr
    Eröffnung Videofenster Houdini Kino/Bar: Freitag, 07. März 2025, 18 Uhr
    Ausstellung bis 12. April 2025
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«Die Geburt der Faust», Ronja Römmelt
2024, Foto-Film, 25''
28. November — 21. Dezember 2024
Die Geburt der Faust zeigt einen choreografischen Ablauf, in dem sich eine offene Handfläche in fünf Bildern zur geballten Faust formt. Was sich im Dazwischen ereignet, eröffnet poetisch einen breiten Wahrnehmungs- und Interpretationsspielraum.

Strecken wir beide Unterarme vor uns aus und führen den kleinen Finger mit dem Daumen zusammen, können wir beobachten, wie in einem oder beiden Handgelenken der sogenannte Hollandmuskel an die Oberfläche drückt. Eine Sehne, die unseren Vorfahr:innen für das Laufen auf vier Beinen von Nutzen war. Heute stellt sie ein Überbleibsel der Evolutionsgeschichte in unseren Körpern dar. Die Faust hingegen steht symbolisch für den Widerstand.

In ihrer Arbeit verbindet Römmelt das Symbol der Evolutionsgeschichte mit dem der sozialen und politischen Rebellion. So rückt sie die menschliche Fähigkeit, Widerstand zu leisten, und die Frage, wofür wir kämpfen, in den Mittelpunkt. Im Blitzlicht der Kamera wird dabei auch die Rolle der beiden gewählten Medien Foto und Film innerhalb sozialer Widerstandsbewegungen beleuchtet. Die Kamera übernimmt in dieser Arbeit eine zentrale Rolle in der Choreografie. Dabei stellt sich die Frage: Wer sind wir in diesem Szenario? Sind wir der grelle Scheinwerfer eines Polizeiautos, das eine nächtliche Versammlung ins Visier nimmt? Sind wir der Journalist, der das Geschehen dokumentiert? Oder vielleicht eine Forscherin im Labor, die jede Bewegung des Körpers präzise aufzeichnet? Obwohl die Ästhetik an Römmelts frühere Arbeiten erinnert, deutet der im November 2024 veröffentlichte und nun erstmals gezeigte Foto-Film auf den Beginn einer neuen Schaffensphase hin.

Ein spezieller Dank gilt Mahmuda Ali, Nefeli Avgeris, Sara Koller, Marouane Lahmidi, Fynn Römmelt, die den Arbeitsprozess zur Entstehung der Foto-Film Arbeit und gleichnamigen Ausstellung bei videokunst.ch Die Geburt der Faust massgeblich begleitet haben.
«Virtuelle Illusionen», Angela Ketterer & Friends
Ausstellung: 07. November — 23. November 2024
Eine transformative Kraft zwischen Realität und Imagination – sie bricht die physische Grenze des Greifbaren auf, erschafft Räume, die jenseits des Möglichen liegen, und verwebt das Sichtbare mit dem Unsichtbaren. Die Technik selbst wird zum künstlerischen Medium, das die Wirklichkeit neu denkt – ein Spiel mit Licht, Form und Bewegung, das künstliche Realitäten kreiert.

VFX (Visuelle Effekte) sind digitale Techniken, die in Film, Fernsehen und in der Kunst eingesetzt werden, um realistische oder fantastische Szenen zu schaffen, die physisch schwer oder unmöglich umzusetzen wären. In der Videokunst werden oft surrealistische oder abstrakte Effekte genutzt, um neue ästhetische Erfahrungen zu schaffen und das Medium Film auf innovative Weise zu hinterfragen.

Angela Ketterer ist eine FX TD-Absolventin der Lost Boys | School of VFX in Vancouver und stellt ihre digitalen Kreationen, darunter Feuer, Wasser und Zerstörung, gemeinsam mit anderen Absolvierenden aus. Mit ihrer Arbeit möchte sie die kreativen und technischen Möglichkeiten der Software Houdini (Industriestandard) für visuelle Effekte hervorheben.

Das aktuelle Programm wurde von Angela Ketterer zusammengestellt.

Mit Arbeiten von: Alex Anderson, Gregory (Grishka) Barboy, Chase Brewer, Joanne Chan, Lincoln Dupree, Jordan Gamache, Scott Hill, Jing Huang, Angela Ketterer, Judy Li, Andrew Penchuk, Michane Ricketts, Xuan Shen, Keeton Sims, Johan Tovar, Robert Veira & Masahiro Yasumatsu
«Wir bitten zum Tanz!!!», Peter Aerschmann, Angela Ketterer & Friends, Jan Lässig
Ausstellung: 26. September — 02. November 2024
In einem Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft tanzen alt und neu miteinander: Durch die Vermischung von traditionellen Motiven und moderner Technologie entstehen faszinierende Gegensätzlichkeiten, die die Grenzen zwischen den Welten verschwimmen lassen. Der Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart lädt die Betrachtenden dazu ein, sich in diesem Kontrast zu verlieren.

Wir hauchen dem Berner Totentanz von Niklaus Manuel Deutsch (1484-1530) neues Leben ein – das Werk wird als Videoarbeit und als Online-Virtual-Reality-Installation präsentiert. Die Umsetzung von Angela Ketterer in Virtual Reality setzen wir mit dem zeitgenössischen Videowerk 'Invisible' von Peter Aerschmann in Kombination. Zudem wird die Animation 'Danse macabre' von Jan Lässig als ergänzender Bestandteil in die Ausstellung integriert.

Zusätzlich spannen wir einen Bogen zur Installation 'Totentanz?' von vatter&vatter vor der Französischen Kirche in Bern (vom 21. Oktober bis 8. November 2024). Diese Installation präsentiert nicht nur den Totentanz von Niklaus Manuel Deutsch an seinem ursprünglichen Ort, sondern auch eine zeitgenössische Interpretation von Jared Muralt und Balts Nill. Weitere Informationen unter: www.bernertotentanz.ch

Zur 'Auferstehung des Berner Totentanzes von Niklaus Manuel Deutsch' als 3D Modell geht es HIER!
«Staging #3», Sibel Kocakaya
2023, 04'28''
15. August — 21. September 2024
In «Staging #3» verwendet Sibel Kocakaya ein Geflecht aus Aluminiumdraht, um eine avantgardistisch-architektonische Struktur zu konstruieren, die an eine futuristische Design-Ästhetik erinnert. Durch das Zusammenspiel von Licht und Schatten verleiht Kocakaya dem Geflecht eine dynamische Vitalität. Es reflektiert und bricht eine Vielzahl von Farben und erzeugt so eine faszinierende Aura im gesamten Raum.

Es entsteht eine Illusion von Fliessfähigkeit, von Dynamik, ausgelöst durch die fein choreografierten Luftströmungen, die das Drahtgeflecht präzise in Bewegung setzen. Eine elektronische Assemblage von Umgebungsgeräuschen untermalt die visuelle Ebene – die so entstehende audiovisuelle Symphonie entführt die Betrachtenden in eine ungewöhnliche Welt, in der die Grenzen zwischen Raum und Zeit zu verschwimmen scheinen.
«TRANSSATURNIA», Jürg Straumann
2004/2024, 5'06''
16. Mai — 29. Juni 2024
Von Pluto über Uranus hin zu Neptun – eine künstlerische Reise durch das transsaturnische Universum: TRANSSATURNIA lädt dazu ein, sich dynamischen Bildwelten hinzugeben und die Grenzen zwischen Realität und Vorstellungskraft verschwimmen zu lassen.

Die Video-Trilogie TRANSSATURNIA ist 2004 als Alternative zu einem gedruckten Katalog entstanden, welcher eine Ausstellung von Zeichnungen hätte begleiten sollen. Dabei ging es um die Vielfalt der bildnerischen Ausdrucksmöglichkeiten unter dem Aspekt der astrologischen Archetypen. Die Zeichnungen erschienen in der Videopräsentation in diversen bewegten Umgebungen.

Neun der zwölf ursprünglichen Teile wurden in der Zwischenzeit verworfen, übriggeblieben sind die drei Sequenzen, welche sich auf die Symbolik der transsaturnischen Planeten Pluto, Uranus und Neptun respektive die Tierkreiszeichen Skorpion, Wassermann und Fische beziehen. Entsprechend erscheinen die Zeichnungen in unterschiedlichen Inszenierungen: emotional und spannungsgeladen, kühl und komplex oder lyrisch und offen.
«Exogenic», Anouk Sebald
2022, Video / 1920x1080 / color / sound, 4'16''
25. April — 25. Mai 2024
Donnerstag 25. April 2024 | 18:30 Uhr | Royal Baden

Anouk Sebald x @goodnighteliot
Video- und Livesound-Performance

18:30 Uhr – Vernissage: Exogenic / Anouk Sebald
Screening Videowall Royal Baden
Die Videoarbeit Exogenic ist bis zum 25.5.24 auf der Videowand im Royal Baden zu sehen.

19.30 Uhr: Video- und Livesound-Performance
Anouk Sebald x @goodnighteliot
Die Livesound-Performance von @goodnighteliot ist Teil der Vernissage zur Videoarbeit Exogenic
der Multimedia-Künstlerin Anouk Sebald. In der Perfomance reagiert @goodnighteliot mit live Sounds musikalisch auf Videos der Künstlerin (Produktion: Louise Martig).

Ab 20.30 Uhr: DJ-Set @goodnighteliot

***

Exogenic ist eine abstrakte Videokomposition, die eine Mischung aus Symbolik und surrealistischer Bildsprache verwendet, um unsere Beziehung zu den verführerischen Welten des Luxus zu thematisieren, die unsere Social-Media-Feeds füllen.

Das ewige Versprechen eines schönen Lebens, im Video ausgelöst durch das mehrdeutige Symbol des Diamanten oder der Blume, beeinflusst unsere Wahrnehmung von uns selbst und anderen sowie die Art und Weise, wie wir unsere Identitäten in Bezug auf personalisierte Werbung und sozial vermittelten Konsum konstruieren.

Die in Exogenic thematisierten Symbole für Luxus, Konsum und Wahrnehmung lassen sich sehr schön in den Kontext des ehemaligen Kinos im heutigen Kulturhaus Royal einordnen. Es entsteht eine Auseinandersetzung mit dem Raum, welcher einen Dialog zwischen der Betrachtung und den Betrachtenden herausfordert.
«FUTURE // NOW», KOLLEKTIV BETON
2024, Video, 4K 16:9, Farbe, 02:56 min.
04. April — 11. Mai 2024
FUTURE // NOW – KOLLEKTIV BETON (Nathalie Kamber & Rebekka Friedli)

Ein Punkt im Nichts. FUTURE // NOW zeigt sich in Form von Andeutungen, einem reflektierenden Farbspiel, bei dem vieles im Verborgenen bleibt. Für einen kurzen Moment ermöglicht das Video einen Einblick in eine schnell wechselnde Bildfolge, in der eine Vermischung von Bedeutung und Belanglosigkeit, Zufälligkeit und Absicht stattfindet.
Wohin richtet sich der Blick? Auf das, was die Zukunft an Möglichkeiten bietet, in fragmentarische Erinnerungen vergangener Lebensausschnitte, in die sich herausbildende Gegenwärtigkeit?
In dieser Konstellation flüchtiger Momentaufnahmen bildet sich eine lose Gesamtheit. Daraus eine Struktur oder Sinnhaftigkeit zu lesen – wenn es nach einer solchen überhaupt verlangt – obliegt den Betrachtenden.

Für FUTURE // NOW verwendete KOLLEKTIV BETON Videomaterial aus dem gemeinsamen Fundus. Der dreiminütige Loop wurde mit moderner Steuerungstechnik von Superposition erschaffen. Thomas Baumann produzierte Musik und Sounddesign.
«LAST // LUST», Nona Krach
2024, Ein-Kanal Video, 14:45 min
29. Februar — 28. März 2024
*Für Sound im Vollbildmodus abspielen*

LAST // LUST ist eine kollaborative audiovisuelle Arbeit von Nona Krach und Jonas Albrecht. Ausgehend von den Fragmenten von Jonas Albrechts Single LUST entwickelten sie eine Verflechtung, wo sowohl Bild als auch Sound ein Eigenleben entwickeln sollen. LAST // LUST tastet die Grenzen körperlicher Erschöpfung ab. Es ist ein Spiel mit den diffusen Rändern des Individuums und den Abhängigkeiten, die ein kollektiver Körper mit sich bringt.

LAST // LUST wird jeweils zweimal täglich im Showroom von videokunst.ch im PROGR gezeigt – Mi-Fr um 15h und 17h sowie Sa um 13h und 15h. Zwischen den Präsentationen der vollen Arbeit, laufen Ausschnitte daraus im Loop. In den Videofenstern im Bienzgut in Bümpliz sowie im Houdini Kino / Bar in Zürich werden ebenfalls Ausschnitte aus LAST // LUST im Loop gezeigt.
«videokunst.ch x 13. Norient Festival», Kantarama Gahigiri, Asma Ghanem, Christopher Marianetti, Alexia Webster
Ausstellung: 11. Januar — 24. Februar 2024
Das Norient Festival 2024 untersucht die globale Vernetzung und die kollektive Erfahrung von künstlerischem und kreativem Schaffen. Für Künstler:innen sind Communities zentral, da sie einen geschützten Raum für das Teilen von persönlichen Erfahrungen und künstlerische Praktiken bieten, sowie einen Austausch auf Augenhöhe. Ein Prinzip, das auch die kollektive Zusammenarbeit des internationalen Kurator:innen-Teams prägt – in diesem Jahr unter der künstlerischen Leitung der Musikerin, DJ und Aktivistin Emma Mbeke Nzioka aus Kenia. Das Norient Festival 2024 möchte neue Räume der Begegnung schaffen und künstlerische Praktiken, Erfahrungen und Überlegungen zusammenbringen, die sich in Sound und Bild manifestieren.

Wir freuen uns, die beiden Arbeiten Terra Mater: Mother Land und Wall Piano im Programm von videokunst.ch aufnehmen zu dürfen.
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«A Little Gesture», Franziska Lauber
2016, 05:09 min.
30. November — 23. Dezember 2023
Können wir uns über den digitalen Raum nicht-menschlichen Wesen annähern, mit ihnen in einen Dialog treten und eine empathische Verbindung eingehen? Diese Frage thematisiert Franziska Lauber in ihrer Arbeit «A Little Gesture»:

Ein gefundenes Video, in dem eine Kohlmeise auf die Hand eines Mädchens fliegt, um die angebotenen Samen zu nehmen, inspirierte Franziska Lauber zur Untersuchung von Mensch-Natur-Beziehungen. Die Hand des Mädchens wird mit der Hand der Künstlerin ersetzt, welche sich aber nicht mehr im selben digitalen Raum wie die Kohlmeise befindet. In einem Loop kehrt die Kohlmeise immer wieder zur Hand zurück, ohne dass sie die dargebotenen Sonnenblumenkerne nehmen kann. Die Illusion einer gemeinsamen Begegnung im selben physischen und digitalen Raum entsteht erst in dem Moment, in dem der Vogel auf dem Finger der Künstlerin zu landen scheint. Die als Fliesstext erscheinenden Sätze sind als Monolog gehalten. Sie stehen für Projektionen und Erwartungen gegenüber nicht-menschlichen Wesen.
«Human Nature$», Michael Spahr
2022, HD, 03:15 min.
26. Oktober — 25. November 2023
Die Berglandschaft strahlt in einer künstlichen Idylle. Zu grün, zu leer, zu ruhig, zu unberührt. Untermalt von sphärischen, leicht bedrohlichen Klängen, verändert sich die Szene schleichend. Plakat für Plakat, Hotel um Hotel in Richtung einer sterbenden, in sich zerfallenden Landschaft.

Michael Spahr kreierte das Werk «Human Nature$» für das Industrietempel Videokunstfestival 2022 in Ludwigshafen (DE). Im Wettbewerb zum Thema «Konsum» gewann er damit den zweiten Preis. Die Videocollage setzt sich mit den Themen Natur, Klima und Tourismus auseinander. Fotos von Hotels, Werbetafeln und Vogelschutzklebern werden zum Leben erweckt. Eine Berglandschaft im Berner Oberland wird zur polynesischen Vulkanwüste – eine Metamorphose verursacht durch Sehnsucht und Gier.
«Mess Up Your Mind», Frantiček Klossner
2003, High-speed Video, 07:30
21. September — 21. Oktober 2023
Frantičeks Videoarbeit setzt die Dekonstruktion des Subjekts auf radikale Weise in Szene. Mit einer für militärische Zwecke entwickelten Hochgeschwindigkeitskamera, die mehr als 5000 Bilder pro Sekunde erzeugt, hat er Close-Ups von menschlichen Gesichtern aufgenommen, die beim Ausatmen ihre geschlossenen Lippen durch die ausströmende Luft vibrieren und blubbern lassen. Die Bilder sind mit einer ähnlich irritierenden Tonspur von verzerrten Sprachfetzen unterlegt. Durch die Zerlegung flüchtiger Bewegungen in ihre minimalen Bestandteile, in extremer Zeitlupe dargestellt, die auch an wissenschaftlich-analytische Forschungsmethoden erinnert, erzeugt Klossner monströs verzerrte Video-Portraits. Das Gesicht als Bedeutung und Identität stiftende Fassade des Subjekts entgleitet scheinbar der Kontrolle, individuelle Züge verflüssigen sich und werden unlesbar: Das Kommunikationsgefüge, in das Mimik und Sprechapparat wie selbstverständlich gestellt werden, kollabiert. An seine Stelle tritt die ungebrochene Obszönität der Close-Ups, die von der unmittelbar physischen Wirkung der sich öffnenden und schliessenden Münder getragen wird. Text: Karin Mundt, Hartware Medienkunst Verein Dortmund, 2004

Die Erstpräsentation von «Mess Up Your Mind» hat in Form einer 9-Kanal-Videoinstallation im Kunsthaus Grenchen in Frantičeks gleichnamiger Einzelausstellung stattgefunden (2001). Spätere Versionen des Werks existieren als Single-Channel Video (2003) und als Videoskulptur mit Spiegel-Teleidoskop (2018). Beide Versionen befinden sich in der Sammlung Carola und Günther Ketterer Ertle.

Die Hochgeschwindigkeitsaufnahmen entstanden in Zusammenarbeit mit der Fachabteilung für Waffensysteme und Munition der Schweizer Armee, Kamera: Fritz Trösch, Piranha Radschützenpanzer: Georg Stirnimann, Mitarbeit: Peter Schuler, Daniel Schafer, Tonspur: Ben Fay & Frantiček Klossner, Stimmen: Gwendolyn Masin, Ben Fay, Frantiček Klossner. Beim Videodreh in Form eines Happenings haben zahlreiche Freundinnen und Freunde des Künstlers mitgewirkt. Darunter der legendäre Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät und seine Partnerin Christine Szakacs, der Philosoph Gerhard Johann Lischka, die Kuratorin Sandra Gianfreda, die Psychiaterin Aude Einstein, die Kunstvermittlerin Brigitte Morgenthaler, der Architekt Boa Baumann, die Violinistin Gwendolyn Masin, der Musiker Ben Fay, die Künstlerin Andrea Loux, der Architekturhistoriker Oliver Martin, der Fotograf und Musiker Reto Andreoli, der Galerist Bernhard Bischoff, die Bewegungsmelder Thierry Pulver und David Wernz, die Kuratorin Dolores Denaro, der Architekturkritiker Daniel Walser, der Fotograf Ruben Wyttenbach, der Digital Transformer Benno Burkhardt sowie Sacha Erard, Marc Graf, Corinne Roll, Cédric und Manuel Scheidegger, Stefan Schwärzler, Martin Schweizer und Roman P. Schwitter.
«ifeltitonce», Donia Jornod
2022, Video, loop, 2 channel sound, 04:08
17. August — 16. September 2023
Die zwischen Erscheinen und Verschwinden schwankenden Informationsfragmente schweben in der Zeit, drehen sich im Kreis und setzen sich in unseren Köpfen fest. Losgelöst von der linearen Zeit tauchen die unsichtbaren Spuren unserer eigenen Traumata wieder auf und prägen sich wie geisterhafte Narben vergangener Gewalt in die sich ständig wandelnde Haut ein.

Die Videoarbeit «ifeltitonce» von Donia Jornod reflektiert den Begriff der fortwährenden Veränderung, oder vielmehr das ständige Oszillieren zwischen verschiedenen Seinszuständen. Durch das Prisma seiner Virtualität, thematisiert das Werk den Zustand der Instabilität, die Zersplitterung der Realitäten durch die Zeit, die Überschreitung des menschlichen Zustands auf der Suche nach dem unerreichbaren «wahren» Selbst. «ifeltitonce» thematisiert das Andere, das Nicht-Menschliche, und stellt damit auch seine eigene Identität in Frage.
«Dear grandfather (grandfather's face)», Olivia Abächerli
2021, 3:07
25. Mai — 08. Juli 2023
«Natürlich bin ich auch dagegen» – 1975 äussert sich Grossvater der Künstlerin zum Frauenstimmrecht im Schweizer Fernsehen. Olivia Abächerli ist erst 14 Jahre nach seinem Tod auf das Filmmaterial gestossen.

Wie gehen wir mit widersprüchlichen Gefühlen gegenüber geliebten Familienmitgliedern um? – Insbesondere, wenn Ansichten in grundsätzlichen politischen Fragen, Weltanschauungen und Dringlichkeiten von den eigenen abweichen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Künstlerin in der Videoarbeit «Dear grandfather (grandfather’s face)». Das Video arbeitet mit und durch das Filmmaterial der Fernsehsendung. Wie Spuren eines Briefes oder eine «Landkarte der Gedanken», werden Schriften und Zeichnungen direkt auf das Gesicht des Grossvaters gezeichnet, auf die Oberfläche des Augenblicks seiner schmerzlichen Aussagen. Das Bild wird mehrfach wiederholt und übermässig vergrössert, um eine Undurchsichtigkeit und Nähe zu erzeugen, ein Verständnis, das vielleicht nie erreicht werden kann. So entsteht eine prozesshafte Verlagerung der Frage von: zu: .
«Ankunft», Bodo Korsig
2022, Full HD, 05:10
05. April — 13. Mai 2023
Die dreiteilige Videoinstallation «Ankunft» von Bodo Korsig lässt die Betrachtenden in eine ruhige und zugleich bedrohliche Bildwelt eintauchen. Sphärische Unterwasserklänge und gesprochene Lyrik tragen zu einer unheimlichen Stimmung des Werks bei.

Bodo Korsig stellt zwei Szenerien gegenüber, die sich gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Rauchende Kamine umrahmen Unterwasserwelten, in denen sich Plastikflaschen wie ein schlummerndes Monster rackeln. «Ankunft» zeigt den Kontrast zwischen der Schönheit unseres Planeten und wie diese durch Eingriffe des Menschen immer mehr zerstört wird. In jedem Quadratkilometer Wasser schwimmen Unmengen von Plastik, Meerestiere (über)leben in einem verschmutzen Raum.
So auch wir Menschen – der Nebelschleier wird besonders in Grossstädten und Ballungszentren immer präsenter.

Der Künstler kritisiert den mangelnden Willen, sich von der Wohlstandsgesellschaft zu lösen und thematisiert die verkehrte Geldverteilung, die uns weiter in eine Negativspirale treibt.
«Eine Umkehrung der gegenwärtigen Trends in der Rüstungspolitik würde Ressourcen freisetzen, um die wirklichen globalen Probleme (wie Umweltpolitik, Pandemie, Klimawandel, Armut, etc.) konkret anzugehen.», so Bodo Korsig selbst.
«Picture Yourself», Dominik Stauch
2014, video HD (1280 x 720), stereo, colour, 3:40
02. März — 01. April 2023
«Picture Yourself» zeigt eine wilde Collage von Aufnahmen aus dem Atelier des Künstlers. Die schnelle Bildfolge wird von türkisfarbenen Farbflächen überlagert, die immer genau einen Drittel der Bildfläche einnehmen – mal als störende Überschneidung, mal als bildergänzendes Element. Die Videoarbeit wird von einer Version des Songs «Rock’n’Roll Suicide» von David Bowie begleitet. Samuel Blaser, ebenfalls Künstler und Musiker aus Bern, hat dafür ein Playback erstellt, der Gesang stammt von Dominik Stauch. Das Lied «Rock’n’Roll Suicide» schliesst das Album «The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars» von 1972 ab und David Bowie wird darin zur Kunstfigur Ziggy Stardust. Der Song beschreibt das Scheitern des tragischen Helden und Stauch verbindet die Figur des Ziggy Stardust mit Richard Wagners Siegfried aus dem Ring der Nibelungen. Rock’n’Roll als Element der Avantgarde beschäftigt Dominik Stauch seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit. «Picture Yourself» darf daher als Hommage an alle zu früh verstorben Künstler:innen verstanden werden. Ziggy Stardust oder Siegfried – die Geschichten weisen diverse Parallelen auf – verschmelzen zum fiktiven Platzhalter eigener Projektionen, irgendwo zwischen historischen Persönlichkeiten wie Vincent van Gogh, James Dean, Anne Frank, Tupac Shakur, Sylvia Plath oder Janis Joplin – um nur einige zu nennen.
«Nomads In Remembering», Jennifer Merlyn Scherler
2020, 08:29
12. Januar — 25. Februar 2023
Wir freuen uns ausserordentlich, im Rahmen des Berner Galerien Wochenendes 2023 die Videoarbeit «Nomads In Remembering» von Jennifer Merlyn Scherler aus dem Jahr 2020 zu präsentieren.



In «Nomads In Remembering» führt Jennifer Merlyn Scherler uns in die Vergangenheit und verwebt geträumte, erzählte und gelernte Erinnerungen zu einer poetischen Annäherung an die eigene Geschichte. Scherlers Grossmutter floh während des Zweiten Weltkriegs aus Polen in die Schweiz. Beim ersten Aufenthalt in Polen hat Scherler Film- und Tonaufnahmen angefertigt, die als Grundlage für die Arbeit dienten. Der von Scherler gesprochene Text beschreibt im ersten Teil geträumte und assoziierte Erinnerungen und wendet sich im zweiten Teil direkt an die geflüchtete Grossmutter. «Nomads In Remembering» verbleibt aber nicht im biographischen, sondern eröffnet eine Diskussion über intergenerationale Traumata und unseren Umgang mit Erinnerung. Die Vertreibung fand während des Zweiten Weltkriegs statt und es gibt zunehmend weniger Zeitzeug:innen dieser Ereignisse. Gleichsam werden durch die momentanen kriegerischen Auseinandersetzungen laufend Familien auseinandergerissen, Menschen traumatisiert und neue Probleme und Spannungen gewaltsam erschaffen, die willentlich oder unwillentlich weitergegeben werden und somit kommende Generationen prägen. Jennifer Merlyn Scherlers Blick zurück resultiert deshalb nicht in einem historisierenden, sondern einem hochaktuellen und zukunftsweisenden Kunstwerk.
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«fountain of existence», Olga Titus
2019, Full HD, 04:44
02. Dezember — 23. Dezember 2022
Olga Titus arbeitet multimedial mit Bildern, Videoanimationen, Installationen und Objekten. Besonders ihre monumentalen Arbeiten aus bedruckten Pailletten erhielten internationale Anerkennung. Diese innovative Methode der Bildgestaltung verbindet Olga Titus seit 2006 mit experimentellen und eigenständigen Videokunstwerken. So führt uns die Künstlerin in «fountain of existence» durch eine visuelle Meditation über die Entstehung von Identität und Heimat. Dynamische, kaleidoskopartige Farbabstraktionen wechseln sich mit einer monochromen Landschaft ab. Die Landschaftaufnahmen entstanden im Vulkankomplex Ijen in Ostjava, Indonesien, und wurden von der Künstlerin durch auftauchende Pflanzen, Muster, Lebewesen und Kunstobjekte belebt. Während die hypnotischen Farbstimmungen unsere Augen herausfordern, erlaubt uns die ruhige Landschaft, umrahmt vom beruhigenden Ton einer Klangschale, über die poetische, textuelle Annäherung der Künstlerin an die Begriffe Heimat und Identität nachzudenken.
«fountain of existence», Olga Titus
2019, Full HD, 04:44
01. Dezember — 23. Dezember 2022
Olga Titus arbeitet multimedial mit Bildern, Videoanimationen, Installationen und Objekten. Besonders ihre monumentalen Arbeiten aus bedruckten Pailletten erhielten internationale Anerkennung. Diese innovative Methode der Bildgestaltung verbindet Olga Titus seit 2006 mit experimentellen und eigenständigen Videokunstwerken. So führt uns die Künstlerin in «fountain of existence» durch eine visuelle Meditation über die Entstehung von Identität und Heimat. Dynamische, kaleidoskopartige Farbabstraktionen wechseln sich mit einer monochromen Landschaft ab. Die Landschaftaufnahmen entstanden im Vulkankomplex Ijen in Ostjava, Indonesien, und wurden von der Künstlerin durch auftauchende Pflanzen, Muster, Lebewesen und Kunstobjekte belebt. Während die hypnotischen Farbstimmungen unsere Augen herausfordern, erlaubt uns die ruhige Landschaft, umrahmt vom beruhigenden Ton einer Klangschale, über die poetische, textuelle Annäherung der Künstlerin an die Begriffe Heimat und Identität nachzudenken.
«Trilogy #1-3 (Galileo, Titanic, Little Debbie's Cupcake)», Bernhard Huwiler
1998, Kurzfilm, 09:00
27. Oktober — 26. November 2022
Das dreiteilige Werk entstand während eines dreijährigen Aufenthalts des Künstlers in den USA und wurde von der Stadt Minneapolis mit einem Preis ausgezeichnet. Die erste Episode zeigt die schwindelerregende Perspektive eines Deckenventilator-Flügels, die zweite Episode die untergehende Titanic in Form eines Bügeleisens. In der dritten und längsten Episode lässt der Künstler einen Cupcake – ein Convenience-Nahrungsmittel – langsam in seinem Toaster schmelzen, verkohlen und schliesslich in Flammen aufgehen. Bernhard Huwiler schrieb dazu im Jahr der Entstehung: «In der hier präsentierten Arbeit, Little Debbie’s Cupcake, dokumentiere ich die Veränderungen von Farben und Formen unter dem Einfluss von Hitze. Der Cupcake wird eine Skulptur im Übergang. Diese Transformation, anfänglich nur subtil wahrnehmbar, endet in einem Drama.» Auch die beiden anderen Episoden enden im Unglück – mit einem Sturz der Kamera ins Nichts. Huwiler belebt die uns alltäglich umgebende Welt durch neue Perspektiven und ungewöhnliche Kontextualisierungen und vermag so, die banalsten Objekte in Kunst zu verwandeln.
«Shortlist SEHNERV Medienkunstpreis 2022 in der Kategorie Videokunst», Elena Bezzola, Valentin Klaus, Jennifer Rocha Souza, Anaïs Vautier, Luka Cvetkovic, Adrian Flury, Martina Morger, Dominik Stauch, Timo Ullmann, Michel Winterberg
Ausstellung: 22. September — 22. Oktober 2022
«Tag des Friedhofs 2022», Andrea Vogel
Ausstellung: 17. September — 17. September 2022
«Preisverleihung Sehnerv Medienkunstpreise 2022», Jannik Giger und Demian Wohler
Ausstellung: 10. September — 10. September 2022
Die Auszeichnungen gehen an: Jannik Giger und Demian Wohler in der Kategorie Videokunst, Antonio Ramón Luque und Malte Homfeldt in der Kategorie Klimawandel und Zilla Leutenegger in der Kategorie Projektförderung.
Die Preisverleihung im Kino Rex findet in Anwesenheit der Künstler:innen statt. Eintritt frei, Platzkarten erforderlich.

Programm ab 18.30 Uhr - Begrüssung und Präsentation SEHNERV Shortlist 2022 Kategorie Videokunst

19.30 Uhr - Laudationes und Präsentation der prämierten Werke und Projekte
«Blind Audition (Short Version)», Jannik Giger und Demian Wohler
2021, 10:00
18. August — 17. September 2022
Blind Audition, das verhüllte Probespiel, ist ein vielfach faszinierendes Phänomen in Hinblick auf
das Zusammen- und Auseinanderspiel von Auge und Ohr. Dieses Setting benutzt der Film für eine
Achterbahnfahrt in die Untiefen des Unterbewusstseins Unbarmherzig nah wird die Protagonistin
durch die ewiggleichen Warteräume, labyrinthische Korridore und getäferte Vorspielzimmer
verfolgt. Es entsteht ein Sog des Transitorischen, des Liminalen, ein fortwährender Übergang
zwischen Versuch, Scheitern und Erfolg. Eine (Alb)traumhafte Spirale, in deren Zentrum der
instrumentalisierte Körper steht.
Das mehrteilige Video- und Ausstellungsprojekt «Liquid Connections» von Lena Maria Thüring beschäftigt sich mit den wechselseitigen Verbindungen und Beziehungen zwischen dem menschlichen Körper und dem Element Wasser, einerseits als eine Auseinandersetzung mit dem Ursprung unseres Seins und andererseits mit der Gefährdung unserer Existenz durch das Fortschreiten des Klimawandels.

Eine dichte, poetische Textcollage, ein Science-Fiction-Sirenengesang über Salz, Sex, Tiefenzeit, Lebens-zyklen und artenübergreifendes Denken bildet das Kernstück des Videos. Wissenschaftliche Quellen, spekulative Literatur und popkulturelle Referenzen fliessen nahtlos ineinander, als Sprechgesang, der sich zugleich wie ein Sediment im Untertitel festsetzt.
Wasser als Hauptprotagonist:in, die uns alle verbindet und sich wie ein Fluss durch die Geschichte des irdischen Lebens zieht. «Liquid Connections» schafft eine Art Unterwasserwelt, welche durch die Per-formerinnen Zainab Lascandri und Lucia Gugerli mittels amorpher Kostüme, Sprechgesang und Tanz aktiviert wird. Der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der Klimaerwärmung wird in ihrem Text zur spekulativen Vision einer Rückkehr ins Wasser und verhandelt die Möglichkeit der Transformation des Menschen hin zu einer «Multispecies», die den Herausforderungen der Zukunft besser begegnen kann.

Das Projekt «Liquid Connections» ist als mehrteilige Ausstellungsreihe konzipiert und wurde grosszügig unterstützt von: Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung; Fachausschuss Film und Medienkunst BS/BL; Ernst Göhner Stiftung; Fachstelle Kultur Kanton Zürich; Erbprozent Kultur; Erna und Curt Burgauer Stiftung; Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung.
«Fokus Ukraine», Maksym Khodak, Mykola Ridnyi, Lena Sigrist
Ausstellung: 19. Mai — 02. Juli 2022
Aus aktuellem Anlass verlängern wir die Ausstellung «Fokus Ukraine» bis 2. Juli 2022



Der Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine hat die Welt erschüttert. Nicht mehr für möglich gehaltene Grenzüberschreitungen, antiquierte Vorstellungen von Grossmächten und grausame Völkerrechtsbrüche lösen internationale Aufrüstungskampagnen aus und der friedliche, diplomatische Weg scheint kein schnelles Ende des Konflikts herbeiführen zu können. An diesem Schwellenmoment der Geschichte präsentiert videokunst.ch drei Kunstwerke in Gedenken an die leidtragenden, vertriebenen, verletzten und ermordeten Menschen dieses Krieges.



Lena Sigrist (*2001), «косити косарку», 2020, 3:09 min.

«косити косарку» ist ukrainisch und bedeutet «Mäher mähen». Es ist der Titel eines alten ukrainischen Volkslieds, das von ukrainischen Frauen im Takt zum Geräusch der schneidenden Sense bei der Feldarbeit gesungen wurde. Es zeugt von einer Schwere und Melancholie, von Erdulden und Ertragen. Das Singen von Volksliedern ist mit Gemeinschaftsgefühl und Nationenbildung verbunden – Themen, welche die Ukraine prägen und beschäftigen. Während das Lied immer kollektiv gesungen wurde, bildet die Künstlerin Lena Sigrist im Video einen Chor mit sich selbst. Ihre Videoperformance entstand im ersten Covid-Lockdown im März 2020 und erhält durch den Ausbruch des Ukraine Kriegs im Februar 2022 eine neue Dimension. Die Künstlerin sagt dazu: «Ich kann nicht nachfühlen, was es bedeutet, vor dem Krieg zu flüchten. Die Emotionen und Erlebnisse stehen in einem Gegensatz zu mir und meiner Situation. Aber ich versuche zu verstehen.» (Lena Sigrist)



Maksym Khodak (*2001), «Flags of Propaganda», 2018, 3:00 min.

Panzerkreuzer Potemkin von Sergei Eisenstein, 1925 uraufgeführt, ist einer der bekanntesten Filme der Geschichte. In seinem Kern war er jedoch Propaganda der Bolschewiki. Joseph Goebbels sagte: «[Dies ist] ein wunderbarer Film, der im Kino seinesgleichen sucht. Jeder, der keine feste politische Überzeugung hat, könnte zum Bolschewisten werden, nachdem er den Film gesehen hat. Das beweist einmal mehr, dass sich das Meisterwerk erfolgreich in einem bestimmten Trend etablieren kann. Selbst die schlimmsten Ideen können mit künstlerischen Mitteln propagiert werden.» Der Höhepunkt des Films ist das Hissen einer roten Flagge über dem Deck des Schlachtschiffs, was die vorherige These bestätigt. Aufgrund der Besonderheiten des Schwarz-Weiss-Kinos war es jedoch schwierig, die rote Farbe der Flagge zu zeigen. Deshalb beschloss Sergei Eisenstein, eine weisse Flagge zu verwenden, die er anschliessend in jedem Einzelbild des Premieren-Films rot ausmalte. Der ukrainische Künstler Maksym Khodak wiederholt in «Flags of Propaganda» die Geste des Regisseurs, indem auch er die Fahnen einfärbte. Der einzige Unterschied ist, dass er statt des bolschewistischen Rots die Farben der einflussreichsten Ideologien verwendete, um die in der modernen ukrainischen Gesellschaft gekämpft werden. (Maksym Khodak)



Mykola Ridnyi (*1985), «Seacoast», 2008, 1:00 min.

Die an einer Küste des Schwarzen Meeres gedrehte Videoarbeit «Seacoast» des ukrainischen Künstlers Mykola Ridnyi zeigt einen statischen Horizont mit vereinzelten, fischenden Menschen. Die ruhige Oberfläche des Bildes wird von Quallen unterbrochen, die im Vordergrund auf den harten Boden klatschen. Sie erzeugen dabei ein Geräusch, das an Bombenabwürfe erinnert und mit Aufnahmen von Frequenzen eines Düsenflugzeugs erzeugt wurde. Das Video vermittelt die Unbeständigkeit und Relativität der Ruhe, wie schnell und leicht militärische Aggressionen in der modernen Welt eskalieren können. Diese Arbeit entstand als Reaktion auf den Konflikt zwischen Georgien, Abchasien und Russland, der 6 Jahre vor dem Einmarsch in die Ukraine und der Annexion der Krim stattfand. (Mykola Ridnyi)



Die Auswahl und Präsentation entstand in Zusammenarbeit mit Videocity. Das Videocity Team organisiert derzeit mehrere Ausstellungen von ukrainischen Künstler*innen in der Schweiz, Deutschland und Österreich. videokunst.ch unterstützt vollumfänglich die Spendenaktion von Videocity, um möglichst viele Honorare an Künstler*innen zahlen zu können. Als Dankeschön gibt es eine von Copa & Sordes kreierte Spezialedition: https://www.videocity.org/donate-for-ukraine
«Looking for Alaska», Boyband CHIC
2022, 14:30
07. April — 14. Mai 2022
Der Kurzfilm «Looking for Alaska» des Kunstkollektivs Boyband CHIC thematisiert Strategien der Sinnkonstruktion. Drei fiktive Protagonist:innen beschreiben darin ihren Alltag und spekulieren über die Sinnhaftigkeit ihres Daseins. Mal neutral, mal energiegeladen, mal tiefgründig oder eher banal geben Sie Einblick in ihre Denkweise und beschreiben ihr Streben nach persönlichen Glücksmomenten. «Looking for Alaska» verbindet hierfür dokumentarische Methoden der Authentizitätsproduktion mit fiktionalen Erzählmechanismen des Spielfilms. Der auf verschiedenen, improvisierten Performances der Boyband CHIC basierende Kurzfilm wurde am 1. April 2022 im Kino Rex uraufgeführt.
«Vorpremière «Looking for Alaska» von Boyband CHIC und Screening «Formfleisch» von BiglerWeibel im Kino Rex Bern», Boyband CHIC
Ausstellung: 01. April — 01. April 2022
Save the date:
Freitag, 1. April 2022, 18.30-20 Uhr - Vorpremiere des Kurzfilms «Looking for Alaska» von Boyband CHIC und Screening der Videoarbeit «Formfleisch» des Berner Kollektivs BiglerWeibel im Kino Rex Bern.
Ergänzt werden die Filme mit je einem Künstler:innen-Gespräch moderiert von der Kuratorin Marlene Wenger.
Kino Rex, Schwanengasse 9, 3011 Bern, Eintritt CHF 5.-

Der Kurzfilm «Looking for Alaska» des Kunstkollektivs Boyband CHIC thematisiert Strategien der Sinnkonstruktion. Drei fiktive Protagonist:innen beschreiben darin ihren Alltag und spekulieren über die Sinnhaftigkeit ihres Daseins. Mal neutral, mal energiegeladen, mal tiefgründig oder eher banal geben Sie Einblick in ihre Denkweise und beschreiben ihr Streben nach persönlichen Glücksmomenten. «Looking for Alaska» verbindet hierfür dokumentarische Methoden der Authentizitätsproduktion mit fiktionalen Erzählmechanismen des Spielfilms. Der auf verschiedenen, improvisierten Performances der Boyband CHIC basierende Kurzfilm wird im Kino Rex uraufgeführt.

Die Video-Collage Formfleisch von BiglerWeibel zeigt eine Auseinandersetzung mit dem Blick auf den eigenen Körper sowie einen Blick auf die Welt aus den Körpern der Künstlerinnen. Ausgangslage ist die Aufarbeitung persönlicher Erlebnisse und Erfahrungen bezüglich prägender Rollenbilder, Schönheitsideale und Normen in unserer Gesellschaft.
«Gastausstellung by elementum.art: EMPHATICVANDALISM», Stephan Bruelhart
Ausstellung: 03. März — 02. April 2022
Die digital generierten Videos der Werkserie "EMPHATICVANDALISM" von Stephan Bruelhart sind voller Assoziationen. Der Blick der Betrachtenden wird in einer umrundenden Kamerafahrt auf ein szenisches Bild in der Mitte gelenkt, das den Schlüsselmoment einer absurden Erzählung darzustellen scheint. Die aufeinandertreffenden Figuren sind verschiedenen Kontexten entrissen, einige sind klar zu dechiffrieren, andere wirken obskur. "The last dance…" zum Beispiel zeigt einen Eisbären in enger Umarmung mit einer pinken Gestalt, sie treiben auf einer Eisscholle im Meer. Der vom Aussterben bedrohte Eisbär tanzt seinen letzten Tanz mit dem Tod – die Klimakrise wird hier mit dem Bildmotiv des "Danse Macabre" auf poetische Weise verbildlicht. Die drei unglücklichen Kreaturen im aufgelaufenen Boot in "Teach him to fish…" werden von in der Luft schwebenden Fischen umkreist wie Geier. Eine Szene, die traumhaft erscheint und ein Assoziationsfeld zwischen der Flüchtlingskrise im Mittelmeer und einem sehr konkreten Schlussbild aus Fellinis "E la nave va" auftut.

Bruelhart nährt seine Geschichten aus aktuellen Tagesnachrichten ebenso wie aus seinem grossen Wissen über Film-, Theater- und Kunstgeschichte, welches er auf vielschichtige Weise in seine Arbeiten einfliessen lässt. Der empathische Vandalismus, den er betreibt, bezieht sich auf die Hommage ebenso wie die Satire, die er mit der Vermischung der unterschiedlichen Bildquellen ausdrückt. Bruelhart kreiert seine Kunst oft direkt in der Virtual Reality Landschaft. Von dort wandern einige Motive wieder zurück auf die physische Leinwand oder werden zum animierten Video. Die Grenzen zwischen den Medien ebenso wie zwischen analog und digital sind fliessend. Die Arbeiten kommen bewusst ohne Ton aus, weil die Betrachtenden sich den Soundtrack dazu selbst aussuchen dürfen. Je nach persönlichem Geschmack funktionieren diese Geschichten zu einem Jazzstandard, einer Rockballade oder experimentellem Minimal Techno.
Das mehrteilige Video- und Ausstellungsprojekt «Liquid Connections» von Lena Maria Thüring beschäftigt sich mit den wechselseitigen Verbindungen und Beziehungen zwischen dem menschlichen Körper und dem Element Wasser, einerseits als eine Auseinandersetzung mit dem Ursprung unseres Seins und andererseits mit der Gefährdung unserer Existenz durch das Fortschreiten des Klimawandels.

Eine dichte, poetische Textcollage, ein Science-Fiction-Sirenengesang über Salz, Sex, Tiefenzeit, Lebens-zyklen und artenübergreifendes Denken bildet das Kernstück des Videos. Wissenschaftliche Quellen, spekulative Literatur und popkulturelle Referenzen fliessen nahtlos ineinander, als Sprechgesang, der sich zugleich wie ein Sediment im Untertitel festsetzt.
Wasser als Hauptprotagonist:in, die uns alle verbindet und sich wie ein Fluss durch die Geschichte des irdischen Lebens zieht. «Liquid Connections» schafft eine Art Unterwasserwelt, welche durch die Per-formerinnen Zainab Lascandri und Lucia Gugerli mittels amorpher Kostüme, Sprechgesang und Tanz aktiviert wird. Der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der Klimaerwärmung wird in ihrem Text zur spekulativen Vision einer Rückkehr ins Wasser und verhandelt die Möglichkeit der Transformation des Menschen hin zu einer «Multispecies», die den Herausforderungen der Zukunft besser begegnen kann.

Das Projekt «Liquid Connections» ist als mehrteilige Ausstellungsreihe konzipiert und wurde grosszügig unterstützt von: Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung; Fachausschuss Film und Medienkunst BS/BL; Ernst Göhner Stiftung; Fachstelle Kultur Kanton Zürich; Erbprozent Kultur; Erna und Curt Burgauer Stiftung; Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung.
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«Shortlist SEHNERV Medienkunstpreis 2020», Ruth Baettig, Martina Morger, Doris Schmid, Steven Schoch, Dominik Stauch, Sara Stäuble
Ausstellung: 18. November — 18. Dezember 2021
Als Kooperationspartner des SEHNERV Medienkunstpreises 2020 freuen wir uns, die sechs Werke der Shortlist im Rahmen unseres Programms des zweiten Halbjahres 2021 zu präsentieren.
1. Steven Schoch, «Enjoy #2», 2018, 5:44 Min. /
2. Martina Morger, «Lèche Vitrines», 2020, 16:48 Min. /
3. Ruth Baettig, «Painting #9 (Persona)», 2020, 5:31 Min. /
4. Doris Schmid, «ströme II», 2018, 5:48 Min. /
5. Dominik Stauch, «2020, Five Short Stories», 2020, 12:00 Min. /
6. Sara Stäuble, «Nachtmeerfahrt», 2018, 12:19 Min.
«Liquid Panic», Augustin Rebetez
2018, 6:30
07. Oktober — 13. November 2021
In sechs Minuten wird eine Lawine an lustvollen, spielerischen, experimentellen und gefährlichen Performances losgetreten, die beim Zuschauen in Staunen versetzen. Vier Akteure starten vor laufender Kamera an einem verschneiten und trüben Wintertag in der Schweiz einen Prozess der energischen, gewalttätigen und chaotischen, aber in jedem Fall kreativen Zerstörung. Für die filmisch dokumentierte Materialschlacht werden alle Nutzgegenstände und Objekte des bürgerlichen Wohnhauses benutzt, verwandelt, zerdeppert oder verschüttet. Das Leitmotiv der Kettenreaktion sind allerhand Flüssigkeiten, von Schnee und Eis, Wasser und Bier über Tomatensauce bis hin zu undefinierbaren Chemikalien. Das Team zelebriert seinen Aggressionstrieb in Form einer eigendynamischen Serie von riskanten Experimenten mit dem Güterbestand eines Haushaltes. Sinn und Unsinn, Verbot oder Vernunft spielen keine Rolle. Die Kunst zeigt sich in völliger Enthemmtheit und befreit von gesellschaftlichen, akademischen, geschmacklichen Zwängen. Selbst das Putzen und Aufräumen mündet in totaler Verschmutzung.

Augustin Rebetez wurde für das Werk «Liquid Panic» mit dem SEHNERV Medienkunstpreis 2020 ausgezeichnet. Als Kooperationspartnerin des Vereins SEHNERV freuen wir uns, dieses Werk präsentieren zu dürfen.
«Preisverleihung Sehnerv Medienkunstpreis», Augustin Rebetez
Ausstellung: 21. September — 21. September 2021
Augustin Rebetez wird für sein Werk «Liquid Panic» mit dem SEHNERV Medienkunstpreis 2020 ausgezeichnet. Die Preisverleihung im Kino Rex findet in Anwesenheit des Künstlers statt. Eintritt frei, Platzkarten erforderlich.
Programm ab 18.00 Uhr - Begrüssung, Präsentation SEHNERV Shortlist 2020 //
19.00 Uhr - Präsentation Preisträgervideo "Liquid Panic" von Augustin Rebetez mit Laudatio und Preisvergabe
«Fingery Eyes», LULU & WHISKEY
2020, 4-Kanal Videoinstallation, 10:13
19. August — 25. September 2021
Inmitten der Engadiner Bergwelt begibt sich das Künstlerinnen-Duo LULU & WHISKEY auf eine taktile Forschungsreise. In silberne Anzüge mit lichtreflektierender Struktur gekleidet, bewegen sich die beiden Protagonistinnen mit Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroben im Takt. Sie vermessen mit ihrem Körper und Geist die gegenwärtige Wirklichkeit; etwa indem sie Stück für Stück dem Rücken des Munt de la Bescha entlangstreichen. Zwischen Geröllfeldern und Hexenhügeln sprechen LULU & WHISKEY mit Pilzen über ihre Vorfahren, gehen in den Wäldern ihrer verknüpften Hirnwindungen spazieren und beobachten, wie sich ihre ständig verändernden Körper neu manifestieren. Fingerartige Augen – zugleich die Namensgeber der Videoinstallation - spüren sinnliche Übergänge und dazwischenliegende Verbindungen auf.
«Fingery Eyes» hält fest, wie das Beschreiten neuer Sphären die Wahrnehmung und das Verständnis von den Zusammenhängen im Leben verändert und verschafft in vier Videoloops einen Einblick in das Bergforschungslabor der beiden Künstlerinnen, in welchem verinnerlichte Erfahrung und Aneignung der hochalpinen Umwelt miteinander verschmelzen.
««Eutopia», 2020 - «Superposition», 2020», Anouk Sebald
Ausstellung: 21. Mai — 10. Juli 2021
Die beiden auf dem iPhone produzierten Videos von Anouk Sebald kreisen um das zentrale Thema Wahrnehmung und befragen damit einhergehend Begriffe wie Beobachtung und Geborgenheit.
Ursprünglich als Deckenvideo konzipiert, ist «Superposition» ein Farben- und Formenspiel zugleich, entzieht sich aber einer unmittelbaren Zuschreibung. Wir danken Georg Hensler ganz herzlich für die Dauerleihgabe des Videos «Superposition».
«Eutopia» vereint mit ineinander übergehenden und einander überlagernden Bildebenen eine florale Bild- und eine meditative Soundkulisse zu einem Ort des idealen Wohlbefindens.
«Intervista Riace», Costantino Ciervo
2012, 16:08
09. April — 15. Mai 2021
Im vergangenen Jahr war vieles anders und fast die gesamte Medienberichterstattung war geprägt von der Corona-Pandemie. Andere brisante Themen rückten dadurch in den Hintergrund, haben aber keinesfalls an Aktualität eingebüsst. Die Flüchtlingskrise vor den Toren Europas betrifft Hunderttausende. So umfassend wir über Ansteckungszahlen oder bereits geimpfte Personen informiert werden, so wenig erfahren wir über die Menschen, welche in erbärmlichen Flüchtlingscamps unter katastrophalen Bedingungen an den Aussengrenzen Europas und in Nordafrika leben.

Das dokumentarische Video «Intervista Riace» von Costantino Ciervo, das 2012 im kalabrischen Riace aufgenommen wurde, vermag einen Lichtblick im Umgang mit dieser Misere zu vermitteln. Die kleine 2100 Seelen-Gemeinde hat mit ihrer revolutionären Flüchtlings- und Integrationspolitik in den letzten Jahren wiederholt internationales und mediales Aufsehen erregt. Ciervos Interview mit Domenico Lucano, dem Bürgermeister von Riace und Gründer des Projekts «Città Futura, handelt von einem fortschrittlichen sozialen und kulturellen Engagement, das seinesgleichen sucht. Im Gespräch erfahren wir, wie es zur Ansiedlung sogenannter "irregulärer Immigranten" (boat people) aus verschiedenen Entwicklungs- und Krisenländern des globalen Südens zur Wiederbelebung Riaces, einer durch Abwanderung und Verfall betroffenen süditalienischen Siedlung, gekommen ist.
// Was ist in Deinem Video zu sehen? //
Drei nebeneinanderlaufende Handlungsstränge zeigen mich in scheinbar alltäglichen Bürosituationen: mit geöffnetem Laptop auf dem Tisch, mit konzentrierter Miene einen Text lesend, stehend vor dem Pult. Erst beim genaueren Hinsehen wird deutlich, dass hier andere Kräfte wirken, der gezeigte Boden eigentlich Wand ist und der vermeintlich Sitzende oder Stehende stattdessen liegend vom Fussboden aus agiert.

// Allzu bekannte Szenen im derzeitigen Lockdown, der zahlreiche Angestellte in die Isolation des Homeoffice zwingt. Geht es hier demnach um Corona-Kunst, die sich mit den Zwängen und der erdrückenden Last des Lockdowns in der Pandemie beschäftigt? //

Nein, das Video ist bereits 2014 entstanden. Es geht darin um Kräfte, die auf uns wirken, ohne dass wir sie unmittelbar beeinflussen können. Klimawandel, Migration, Digitalisierung, sie sind als Bedingung einfach da. Beim Lesen eines Buchs setzen wir uns bewusst sprachlichen Kräften aus. Neben dem Sexualtrieb ist die Gravitation vielleicht die wirkungsvollste und rätselhafteste, unbedingte Kraft. Die Gravitation lässt sich nicht ausschalten. Man kann aber mit ihr umgehen, sie scheinbar annullieren. Ich verwende die Gravitation im Video als eine künstlerische Bildstrategie, um Möglichkeiten der Entkräftung von Kräften zu untersuchen.

// Was ist damit gemeint und wie zeigt sich das in Bezug auf die momentane Lage? //

Ich nenne solche Kräfte «affektlos», da sie ohne Leidenschaft auf uns wirken. Das ist der allgemeine Kern des Videos, der als Sinnbild unseres Slapstick-artigen Umgangs mit dem Virus und den uns auferlegten Einschränkungen interpretiert werden kann. Wie Buster Keaton vollführen wir mit ernsthafter Miene die ornamentalsten Verrenkungen.

// Ist das der Bezug zum Titel? //

Ja. Der Titel bezieht sich auf den französischen Soziologen Gabriel Tarde, der die Ökonomie als Wissenschaft der leidenschaftlichen Interessen erklärt hat. Das Video ist der Versuch, während dem Lesen von Tarde seine These in eine Anti-Ökonomie zu reflektieren.
«Credits», Karen Amanda Moser
2018, Video-Loop Projektion, 5:46
15. Januar — 20. Februar 2021
Die Videoarbeit «Credits» zeigt in verschiedenen Museen Genuas aufgenommene Ausstellungsansichten. Diese können als Bühne für eine mögliche Betrachter*innen-Figur gedacht werden. Über die Bilder legt sich, als zweite Ebene, eine sprachliche Suche nach der oben genannten Figur. Der Text rollt über die regelmässig wechselnden Fotografien und erinnert an einen Abspann. So eröffnen sich Fragen, wie welche Rollen besetzt werden, welche Akteure am Geschehen teilhaben und was für Erwartungshaltungen unser Verhalten prägen. Könnte eine Ausstellung auch als Formulierung für ihre Besucher*innen gelesen werden? Die Künstlerin versucht mit der Arbeit den Zusammenhang zwischen (Kunst)-sammlungen und Identität nachzuspüren, welche in der Konzeption von Museen angelegt ist.


Der Showroom im PROGR ist leider nur noch am Freitag, 15. Januar 2021 von 14-18 Uhr sowie am Samstag, 16. Januar 2021 von 12-16 Uhr geöffnet. Das Video kann jedoch während der gesamten Ausstellungsdauer bis am 20. Februar 2021 täglich in unserem Videofenster im Bienzgut/Bümpliz durch das Schaufenster betrachtet werden.
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«videokunst.ch zu Gast im PZM-Weltenfenster: BiglerWeibel und Dieter Seibt», BiglerWeibel, Dieter Seibt
Ausstellung: 19. Dezember — 31. Dezember 2020
Die Ausstellung kann bequem durch das Schaufenster von Aussen betrachtet werden. Wir freuen uns über Ihren Besuch!
Adresse: PZM-Weltenfenster, Gerechtigkeitsgasse 72, 3011 Bern (Bus Nr. 12 / Rathaus)
«Vororte der Körper / Peripheries of Bodies», Yves Netzhammer
2012, Video-Animation, 17:10
04. Dezember — 19. Dezember 2020
«Vororte der Körper» von Yves Netzhammer ist eine konsequente Animation, die das Medium Film auf ihren Ursprung, das Bild, zurückwirft. Ausgehend von Tauchern auf einer Plattform im Meer taucht der Betrachter zeitgleich durch Bildräume in Bildwelten, deren assoziative innere Logik mit den Gewohnheiten der konventionellen Narration kollidiert.
Themen wie Begegnung, Trennung, Entgrenzung und der Radius des körperlich Erfahrbaren werden auf ihren Widerhall im semiotischen Echoraum untersucht und das mögliche Vokabular des mentalen Bühnenraums der früheren Arbeiten wesentlich ergänzt.
«dream», 2017 - «Passers», 2012», Beate Gördes
Ausstellung: 30. Oktober — 28. November 2020
Begleitet von sanften, poetischen Klängen ziehen in der Videoarbeit «dream» von 2017 Erinnerungsfetzen an die Kindheit vorbei. Eine Pflanze, die sich filigran im Wind beugt, das brandende Rauschen des Meeres am Strand, kreisende Vögel am Horizont – von schwarz-weiss bis in leuchtende Farben getaucht. Bilder und Klänge, welche für Gördes ihre starke Sehnsucht nach Freiheit versinnbildlichen. Eine Sehnsucht, deren erste Anzeichen sie in einigen frühen Träumen der Kindheit erkannte.
In «passers» von 2012 eilen Schatten von Passanten zu eigenartig hüpfenden Klängen über die Strassenpflaster. Der Betrachtungswinkel der Kamera ist nicht zuzuordnen und wirkt gegen die Normalsicht der Betrachterinnen und Betrachter.

Es sind kleine Tricks und Zaubereien, Farben, Klänge, Worte oder Sätze, durch welche Beate Gördes ihre bekannte, städtische Umgebung verfremdet, verschiebt und entrückt. Fremdes verschmilzt mit Bekanntem oder Alltäglichem. Immer ist man irgendwo und nirgendwo, rastlos und ruhig zugleich. Beate Gördes lässt uns in spielerischer, surrealer Weise durch Raum und Zeit, irgendwo über oder unter der Oberfläche der Dinge, reisen.

Beate Gördes (*1961 in Herten (NRW), DE) hat 1987-1992 in Köln Freie Kunst und Malerei studiert. Seit 1985 ist sie regelmässig in Ausstellungen und mit Beteiligungen im In- und Ausland vertreten und nimmt an zahlreichen internationalen Kurzfilmfestivals teil.
Beate Gördes künstlerische Arbeit ist vielschichtig und spartenübergreifend. Seit 2006 ergänzt das Medium Film/Video und Klang ihr künstlerisches Schaffen. In den letzten Jahren entwickelte sich ihr Arbeitsschwerpunkt auf Video-Kompositionen in Verbindung mit elektroakustischen Klängen. Sie ist Gründerin und Kuratorin der Veranstaltungsreihe BLAUE STUNDE, welche Videoscreenings von Videokünstlerinnen und Videokünstlern an verschiedenen Orten präsentiert. Beate Gördes lebt und arbeitet in Köln.
«I MISS YOU», Peter Aerschmann
2020, 10:00 loop
24. September — 24. Oktober 2020
Wir sind nicht mehr an dem Ort, wo sich unser Körper befindet. Ständig sind wir auf digitalen oder medialen Reisen, überall präsent, und doch nirgendwo richtig anwesend. Mit Smartphones und Tablets sind wir immer verbunden, senden Selfies in das Internet hinaus und empfangen Nachrichten und Informationen aus aller Welt. Wir halten uns gleichzeitig an verschiedenen Orten auf und verpassen dennoch viele Dinge, mitunter uns selbst. Die Videoinstallation I MISS YOU befasst sich mit dieser Widersprüchlichkeit, der das Individuum angesichts der Überfülle an Orten und Aktivitäten im virtuellen Angebot des 21. Jahrhunderts ausgesetzt ist.
«Creative Estonia», Flo Kasearu
2012, 1:00
14. August — 12. September 2020
Die Videoarbeit «Creative Estonia» von Flo Kasearu nimmt sich die Herstellungsmechanismen der Kreativwirtschaft zum Thema. Hierfür hat sich die Künstlerin im Untergeschoss ihres gleichnamigen Hausmuseums «Flo Kasearu’s House Museum» ein Förderband für die Kunstproduktion eingerichtet. Das Video zeigt, wie in Handarbeit aus einfachen Glasbehältern Schritt für Schritt exquisite und reichlich verzierte Kunstgegenstände hergestellt werden. Die Produktion von Kunst geschieht rund um die Uhr, so dass auf den Bändern des Förderbands jeden Tag Tausende von wunderschönen Gegenständen hergestellt werden.
Das 2013 von Flo Kasearu gegründete und selbsternannte «Hausmuseum» ist eine orts- und themenspezifische Ausstellung der Arbeiten der Künstlerin in ihrem Haus. Hier sind nicht nur viele ortsspezifische Arbeiten entstanden, sondern verschieben sich immer wieder die Kontexte von Privat und Öffentlich, beispielsweise wenn die Künstlerin in ihrem eigenen Haus Führungen durchführt. Der Schauplatz des Videos ist zeitgleich ein lebendiges Museum, in dem die Künstlerin wohnt, ihre Werke schafft, aufbewahrt und diese der Öffentlichkeit zeigt. «Creative Estonia» ist zudem der Name eines Entwicklungszentrums, das die Kreativwirtschaft und kreative Unternehmen in Estland fördert und entwickelt.
«Auferstäubung», Andrea Vogel
2018, 5:00 Min., Loop
28. Mai — 04. Juli 2020
Von oben blicken wir auf einen längs auf dem Plattenboden ausgestreckten und von Mehlstaub bedeckten Frauenkörper. Bald regt sich der Kopf, dann richtet sich der Oberkörper langsam auf. Die Frau wird allmählich aufstehen, sich vom Mehl entstauben und aus dem Bildraum entfernen. Einzig die Spuren ihres Körpers – die mit Mehl gezeichneten Umrisse ihrer zuvor liegenden Silhouette – bleiben übrig. Weiss auf Schwarz zeugen sie von Andrea Vogels «Auferstäubung», verweisen auf die ephemere Anwesenheit der Künstlerin, verwischen Körperlichkeit und Entkörperung.

Die Stop-Motion- und Überblendungseffekte, die Andrea Vogel in ihrer fotografierten Performance «Auferstäubung» eingesetzt hat, verstärken diesen Eindruck zusätzlich. Das Video, das aus einer Abfolge von aneinandergereihten Einzelbildern besteht, entstand 2018 im Rahmen des gemeinsam mit der Künstlerin Olivia Notaro realisierten Work-in-Progress-Kunstprojekts «Kunstversuchsanstalt #4 Universum» (als Teil der gleichnamigen, von Olivia Notaro initiierten Projektreihe «Kunstversuchsanstalt») in der ehemaligen Bäckerei Konditorei Vogel in Oberdiessbach. Die Rückkehr in die stillgelegte elterliche Backstube weckte das Bedürfnis, das Mehl auf der eigenen Haut zu spüren und bot Raum für die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft. Denn wie Andrea Vogel selber sagt, wurde sie «in den Mehlstaub hinein geboren und kehrte vierundvierzig Jahre später als Künstlerin zurück».

Hinweis "Meet the artist": Die Künstlerin ist am Samstag 30. Mai von 12-16 Uhr beim Showroom im PROGR vor Ort und freut sich auf Ihren Besuch!

Bitte beachten Sie unsere angepassten Öffnungszeiten: Do/Fr 14-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr (Mi geschlossen)
«Hard Edge Ride», Dominik Stauch
2011, 05:11
27. April — 27. Mai 2020
«Merci», Boyband CHIC
2020, 4:50
29. März — 16. Mai 2020
Seit ihrer Gründung im Sommer 2018 landete das Berner Künstlerkollektiv um die halbfiktive Boyband CHIC einen Pop-Smash-Hit nach dem anderen. In ihrer neuesten – und im Showroom von videokunst.ch uraufgeführten – Videoperformance «Merci» schlüpfen die drei Boyband-Mitglieder in die Rolle von Einbrechern, die sich Zutritt ins Museum Franz Gertsch in Burgdorf verschaffen. Sie verweben darin – musikalisch und szenisch – zwei unterschiedliche Handlungsstränge, die sich aufeinander beziehen und für welche der Songtext in Mundart den Ausgangspunkt markiert. Der Song, der eine markante Zweiteilung aufweist, handelt in einem ersten, für die Boyband CHIC untypisch melancholischen Teil von den Schwierigkeiten, mit welchen sich eine Vielzahl junger Künstlerinnen und Künstler innerhalb des Kunstbetriebs konfrontiert sehen und prangert die fehlende Wertschätzung an. Der zweite, übermässig euphorische Teil des Songs propagiert die scheinbar daraus abgeleitete Lösung und ermuntert zur Schaffung von Kunst, die allen gefällt. Auf visueller Ebene an die Erscheinung eines Hollywood-Films angelehnt, veranschaulicht der inszenierte Museumseinbruch, wie die Boyband ihren Weg in die edlen Hallen der Hochkultur findet.
«Merci», Boyband CHIC
2020, 4:50
27. Februar — 28. März 2020
Seit ihrer Gründung im Sommer 2018 landete das Berner Künstlerkollektiv um die halbfiktive Boyband CHIC einen Pop-Smash-Hit nach dem anderen. In ihrer neuesten – und im Showroom von videokunst.ch uraufgeführten – Videoperformance «Merci» schlüpfen die drei Boyband-Mitglieder in die Rolle von Einbrechern, die sich Zutritt ins Museum Franz Gertsch in Burgdorf verschaffen. Sie verweben darin – musikalisch und szenisch – zwei unterschiedliche Handlungsstränge, die sich aufeinander beziehen und für welche der Songtext in Mundart den Ausgangspunkt markiert. Der Song, der eine markante Zweiteilung aufweist, handelt in einem ersten, für die Boyband CHIC untypisch melancholischen Teil von den Schwierigkeiten, mit welchen sich eine Vielzahl junger Künstlerinnen und Künstler innerhalb des Kunstbetriebs konfrontiert sehen und prangert die fehlende Wertschätzung an. Der zweite, übermässig euphorische Teil des Songs propagiert die scheinbar daraus abgeleitete Lösung und ermuntert zur Schaffung von Kunst, die allen gefällt. Auf visueller Ebene an die Erscheinung eines Hollywood-Films angelehnt, veranschaulicht der inszenierte Museumseinbruch, wie die Boyband ihren Weg in die edlen Hallen der Hochkultur findet.
«Two Books», Peter Wüthrich
2016, loop
16. Januar — 22. Februar 2020
"Two Books" entstand aus der gleichnamigen 3-dimensionalen Arbeitsserie, wobei jeweils zwei Bücher mit Leineneinbänden unterschiedlicher Farbe und Grösse übereinandergelegt wurden. Daraus ergaben sich fast endlos viele Möglichkeiten sowie ein unbegrenztes Beziehungsspiel zwischen den unterschiedlichsten Büchern, ihren Inhalten und deren nach Aussen scheinenden malerischen Farblichkeit. 400 Fotos dieser Arbeitsserie sind im Video in kürzesten Zeitintervallen (1/10 Sekunde) aneinandergereiht und noch mit einem der Geschwindigkeit entsprechenden Sound-Rhythmus-Teppich, in Zusammenarbeit mit "Electronica Nu Jazz, London" unterlegt.
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«great white», Ursula Palla
2017/18, Videoinstallation, 05:22
28. November — 21. Dezember 2019
In Ursula Pallas Videoinstallation «great white» geht es einer versammelten Schar von Schneemännern und -frauen, alle aus drei Schneekugeln geformt und mit einem Gesicht aus drei Kieselsteinen versehen, an den Kragen. Sie schmelzen dahin, als ob sie die wärmende Frühlingssonne erfasst hätte, verlieren Augen, Mund und Kopf und fallen hin. Bis sich auch Bauch und Rumpf der Schneefiguren langsam auflösen und von ihnen nur noch eine Wasserlache mit Kieselsteinen übrigbleibt.

Ihr schon länger geplantes Konzept konnte Ursula Palla mit dem ersten Schnee des Winters 2017 umsetzen. Kurzerhand holte die in Chur aufgewachsene Künstlerin eine Autoladung voll Schnee aus dem Schwarzwald in ihr Studio. Und kaum waren die Schneemänner und -frauen aufgebaut, schmolzen sie auch schon dahin. «great white» zeigt den Auflösungsprozess in Echtzeit und gliedert sich mit den teils verschnellerten Passagen, gewollt oder nicht, in die aktuellen weltpolitischen Debatten rund um den Klimawandel ein und regt zum Nachdenken an.
Mit seiner Videoarbeit «Cool clouds that look like they should be spelling something, but they don’t» gewährt Stefan Karrer einen Einblick auf seinen PC-Desktop. In Endlosschleife öffnet sich Bild um Bild, Wolke um Wolke um Wolke. Gefunden hat Karrer sie bei einer Online-Recherche, als er nach Schlagworten wie «cloud» und «wave» in Verbindung mit Adjektiven wie «cool», «crazy» oder «lonely» suchte. Eine monotone, computergenerierte Frauenstimme aus dem Off führt die Zuschauenden durch die Ordner dieser Bilder- und Schlagwortsammlung. Sie verliest die Kommentare, mit welchen die Fotos von Wolken und Wellenformationen ursprünglich gepostet wurden.

Karrers Desktopvideo reflektiert auf humorvolle und zugleich rhetorisch klare Weise den zeitgenössischen Mediengebrauch. Es führt plakativ die Tücken von Online-Recherchen vor Augen, wenn die scheinbar subjektiven Momente in der Natur durch die immer gleichen Beschreibungen und Zuordnungen der Abbildungen im Internet zu uniformen Empfindungen werden. Dass die geteilten Bilder im Internet den realen Momenten nicht entsprechen, wird zudem in den Kommentaren deutlich.
«crystallization», Olga Titus
2017, 06:49
19. September — 19. Oktober 2019
Die Videoarbeit «crystallization» von Olga Titus ist eine filmische Collage, die sich Bild für Bild aus Wahrnehmungs- und Erinnerungsfragmenten zu einer bunten und symbolgeladenen Bildwelt zusammenfügt. Unterlegt von sanften Klängen eines Glockenspiels reihen sich bruchstückhafte Szenerien von Landschaften, rhythmisch choreografierte Hände, rätselhafte Gesichter und Masken zu einer animierten Erinnerungslandschaft zusammen. Es ist eine exotische Welt voller Wunder und Zauber, die wie vom Wind bewegt über die Leinwand zieht und auf die Flüchtigkeit der Wahrnehmung anspielt. Der grosse, mehrfarbig glitzernde Kristall steht dazu als Gegenpol, indem er die bewegten Erinnerungsbilder in sich vereint und kristallisiert.
Er ist zudem Ausgangspunkt der intuitiv entstandenen Arbeit, die sich ohne Storyboard in einem fliessenden Arbeitsprozess entwickelte. Als Schweizerin mit malayisch-indischen Wurzeln geht Olga Titus in ihrer künstlerischen Arbeit stark von der eigenen Biographie aus und setzt sich in zahlreichen Werken mit ihrer multikulturellen Identität, Selbst- und Fremdwahrnehmung auseinander.
«Spezialprogramm zum Jubiläumsfest 100 Jahre Bern Bümpliz im Videofenster Bienzgut», Michael Spahr
Ausstellung: 29. August — 01. September 2019
Anlässlich des 100 Jahre Jubiläums der Eingemeindung von Bümpliz durch Bern zeigen wir als Spezialprogramm zum Jubiläumsfest im Videofenster Bienzgut die Videoarbeit «Remember Bümpliz...?!» von Michael Spahr. «Remember Bümpliz...?!» ist eine düstere Vision des Berner Stadtviertels Bümpliz in einer postapokalyptischen Welt – am 9. Januar 2119 – am 200. Jahrestag der Eingemeindung. Die überflutete und kurz darauf als trockene Matschwüste gezeigte Ansicht ruinierter Bümplizer Wahrzeichen ist eine surreale Verfremdung des Alltäglichen. Michael Spahr thematisiert somit nicht nur die befürchteten Gefahren der aktuellen Klimapolitik, sondern übersetzt und platziert diese in die Gegenwart unseres unmittelbaren Umfelds.
«Doomsday Doughnut», Philip Ortelli
2018, 05:35
15. August — 14. September 2019
In Philip Ortellis «Doomsday Doughnut» spielt ein Doughnut mit reflektierender Glasur die Hauptrolle. Zwischen der Vogelperspektive auf ein Küstengebiet, Menschen, die am Strand dem Sonnenuntergang entgegenlaufen, Aufnahmen aus der Mitte eines Flusses und in der Ferne brennende Feuerwolke begegnet uns der schwebende Doughnut. Auf seiner Oberfläche spiegelt sich seine Umgebung, die ohne ein klares Handlungsmuster die Grundelemente, Luft, Erde, Wasser und Feuer abbildet. Ortelli nutzt die Form des Doughnuts als Metapher – Einerseits steht die ungesunde Ernährungssünde als Sinnbild für die amerikanische Überflussgesellschaft und den Exzess des Konsums, der sich auf die ganze Welt ausgebreitet hat und den wir allmählich zu hinterfragen beginnen. Andererseits referiert der Doughnut auch auf Kate Raworths Theorie der «Doughnut Economy». Die englische Ökonomin nimmt die Problematik des stetigen, exponentiellen Wachstums des Hyperkapitalismus als Ausgangpunkt zur Entwicklung ihres Modells. Bei ihr ist der Doughnut jedoch kein negativ konnotiertes Gebäck, sondern beschreibt der Ring den sicheren und gerechten Lebensraum der Menschheit zwischen Grundversorgung im inneren und Ausbeutung der Umwelt im äusseren Bereich des Rings. Dieses «Ecological ceiling» sollte das stetige Wachstum zu Gunsten der Ausbeutung des Ökosystems limitieren bei gleichzeitiger Sicherung der Lebensgrundlagen für die Menschen. Ob der Doughnut uns nun vor dem Weltuntergang (Doomsday) rettet oder diesen beschleunigt, liegt im Entscheid, für welche Deutung der Metapher wir uns entscheiden.
«Tanzrausch: Chantal Michel/ Jeannette Ehlers/ Tian Xiaolei
Im Rahmen der Ausstellung Ekstase im Zentrum Paul Klee», Jeannette Ehlers, Chantal Michel, Tian Xiaolei
Ausstellung: 04. April — 29. Juni 2019
Anlässlich der Ausstellung «Ekstase» im Zentrum Paul Klee zeigt videokunst.ch drei Videoarbeiten, die sich thematisch der Ekstase durch Bewegung widmen. Im Tanz werden Energien freigesetzt, die befreien und ungeahnte Kräfte auslösen. Durch ihren zwanghaften Bewegungsdrang versetzt sich die Protagonistin in Chantal Michels «…und ich will» (1998) in einen tranceartigen Zustand. Jeannette Ehlers Voodoo-Tänzerin in «Black Magic At The White House» (2009) beschwört durch den Tanz die Kräfte ihrer versklavten Ahnen herauf. Die Tanzenden bei Tian Xiaoleis «Myth» (2018) flüchten sich mit extravaganten Kostümen und befreitem Tanz aus der Realität. Die drei Arbeiten zeigen ein Spektrum aus zwanzig Jahren internationalem Videoschaffen und lassen die Entwicklung des Mediums nachvollziehen.
«Weltruhe», Bodo Korsig
2012, 03:45
21. Februar — 30. März 2019
Für die Arbeit Weltruhe bringt Bodo Korsig die Disziplinen Tanz, Lyrik, Musik und Video zusammen. Die Folie bildet ein Gedicht des Berliner Lyrikers Scardanelli (Thorsten Preisser). Text und Musik wird von der Tänzerin Christin Braband in einer zeitgenössischen Choreografie interpretiert. Mit dem Medium Video werden die Bewegungen abstrahiert und auf den Kopf gestellt, sodass die tanzende Figur schattenhaft wirkt. In der Gesamtinszenierung wird die düstere Stimmung des Gedichts wiedergegeben, das vom inspirierendem aber auch gefährlichen Bann der Gebirgswelt erzählt.
«Future Me», Lena Maria Thüring
2016, 11:49
10. Januar — 16. Februar 2019
Die Videoarbeit "Future Me" von Lena Maria Thüring erzählt semi-fiktionale Anekdoten aus den Biografien von jungen Erwachsenen. In den ineinandergreifenden Erzählfragmenten berichten sie von einschneidenden Erlebnissen aus ihrer Kindheit und spekulieren über die eigene Zukunft. Die persönlichen Schicksale sind geprägt von Migration, prekären Familienverhältnissen und Gewalt. Als Stimmen aus dem Off, sind die Geschichten jedoch nicht den einzelnen Personen zuzuordnen die im Video zu sehen sind. Die Bildebene ist geprägt von simpel choreografierten Kampf- und Tanzszenen der Jugendlichen in gleissendem Neonlicht, die Gesichter zum Teil maskiert oder stark geschminkt. Die Jugendlichen performen zum Rhythmus einer Trommel und wirken ernsthaft bis unbeteiligt. In einigen Momenten filmt die Kamera jedoch weiter, wenn sie aus ihrer Rolle fallen, anfangen zu lachen und einander zu triezen. Dieser Bruch wirkt als Gegengewicht zur Schwere der erzählten Geschichten und lässt die Betrachterin kurz aufatmen.
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«TEKTONIK. The Journey», Com&Com
2018, 12:32
29. November — 22. Dezember 2018
TEK, TO und NIK sind drei naturbelassenen, sechs bis elf Tonnen schwere Verrucano-Steine aus dem UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona, das dieses Jahr sein 10-jähriges Bestehen feiert. TEK steht für Glarus, TO repräsentiert St.Gallen und NIK verkörpert Graubünden. Die drei Steine touren von Februar bis November 2018 durch die Schweiz und besuchen dabei mehrere andere UNESCO-Welterbestätten. Im März waren sie auf dem Waisenhausplatz in Bern platziert. Anfang November wurden die Steine wieder an ihre Fundorte zurückgebracht. Die filmische und fotografische Dokumentation dieser Reise wird in der Ausstellung STONES in der Galerie Bernhard Bischoff & Partner und bei videokunst.ch vom 29. November bis 22. Dezember 2018 ausgestellt.
In ihrer Arbeit «Labor of Sleep, Have you been able to change your habits??» untersucht Elisa Giardina Papa die Auswirkungen der Digitalisierung auf ganz grundlegende menschliche Bedürfnisse wie das Schlafen. Die Erhebung von Daten zu unserem Körper ist durch Ernährungs-, Fitness- und Zyklus Apps auf unseren Smartphones zum Standard geworden. Mit dem ständigen Ziel der Selbstoptimierung wird auch die Vermessung der Schlafgewohnheiten zum Sport – sich entspannen zu können muss heute trainiert werden, schlechte Gewohnheiten abgewöhnt und neue Techniken erworben werden.

Diesen Imperativ der effizienten Erholung visualisiert Giardina Papa mit einer Bildsprache, die an Instagram Werbeanzeigen erinnert: Die Szenen sind teilweise von oben aufgenommen, der Bildausschnitt und die Kombination aus Pastellfarben ist sorgfältig gewählt und greift gegenwärtige Trends des Grafikdesigns auf. Zwischen den perfekt inszenierten Oberflächen gibt eine weibliche Computerstimme aus dem Off Anweisungen und Befehle und versetzt die animierte Protagonistin damit zusehends in Unbehagen. Der Chatbot ist kaum in der Lage auf die Gefühlslage des Menschen zu reagieren, ebenso unsensibel verhält sich der automatisierte Rasenmäher im Bezug auf die Pflanzen-Arrangements in den Zwischenszenen. Ist dies ein Zeichen für die prekäre Beziehung von Menschen und intelligenten Maschinen?
«Im Nebensinn von Dagmar und Doris», BiglerWeibel
2016, 2-Kanal Videoinstallation, 06:28
20. September — 20. Oktober 2018
«Im Nebensinn von Dagmar und Doris» erzählt in formal sorgfältig komponierten Bildern von einer Frauenfreundschaft. Dagmar und Doris, dargestellt von den beiden Künstlerinnen Jasmin Bigler und Nicole Weibel, setzen sich durch gekonnte Beobachtungsgabe in Bezug zueinander und zu ihrer Umgebung. Die das Bild formierenden Körper erhalten eine abstrahierte, fast skulpturale Wirkung ohne dabei den Ausdruck von freundschaftlicher Intimität zu verlieren. Einmal sich in die urbane Architektur einschreibend, ein andermal explizit exponiert, bespielen sie scheinbar unscheinbare Details des Stadtraums.

Einem klaren visuellen Konzept folgend, bilden die einzelnen Szenen eine kohärente Abfolge aus grau und rosa, weichen und harten Materialien im urbanen und naturnahen Stadtraum. Einzelne Elemente wie Haare und Strümpfe und das Aufsaugen und Ausdrücken von Wasser aus Schwämmen kehren immer wieder. Dagmar und Doris sind kompromisslos in ihrer Weiblichkeit und ernsthaft in ihren Gesten, was der humorvoll absurden Leichtigkeit der Arbeit nur zuträglich ist.
««Naluns», 2012/ «Zopf auf Erde», 2013 /«Einhämmern», 2013», Franziska Bieri
Ausstellung: 16. August — 15. September 2018
Als Auftakt des Herbstsemesters 2018 zeigt videokunst.ch drei performative Videoarbeiten von Franziska Bieri. Die Künstlerin arbeitet in diesen drei Werken mit Grundnahrungsmitteln die ihrem Zweck entfremdet sind, deren symbolischer Wert dadurch jedoch umso mehr zum Tragen kommt. Eier, Milch und Brot sind seit jeher die Ressourcen landwirtschaftlicher Zivilisation und tragen in der christlichen Ikonografie starke Bedeutungen.

Das Ei gilt als Zeichen des Lebensursprungs, die Milch als Urnahrung der Mutter für das Kind und das Brot wird in der katholischen Messe als wahrhaftiger Leib Christi angesehen. In «Zopf auf Erde» schafft die Künstlerin aus diesen Ressourcen etwas Neues, einen Zopf der jedoch für den menschlichen Verzehr ungeeignet ist. In der Vermischung von Mehl und Milch auf dem freien Feld werden die Stoffe die ursprünglich von ihr ausgehen, wieder der Erde zugetragen. Ein Dienst der Künstlerin an der Natur?

In den zwei anderen Arbeiten sind die Eingriffe destruktiver. Das Zertreten der Eier in «Naluns» führt die Zerbrechlichkeit dieses kraftvollen Symbols vor Augen und stellt gleichzeitig die Rolle des Menschen in dieser Konstellation in Frage. Die imposante Berglandschaft des Engadins unterstreicht diesen Kontrast von Zerbrechlichkeit und Kraft die wir dem Ei als Symbol zuschreiben. Auch das Festnageln des Brotes auf dem Küchentisch in «Einhämmern» hat etwas Gewalttätiges, zumal sich der Sinn der Geste nicht im ersten Moment erschliesst. Eine Lesart ist die der Kritik an der Starrheit von sich wiederholenden Traditionen die uns schliesslich nicht mehr dienlich sind.
«Multiple Contexts», Peter Aerschmann, Gabriela Löffel, Jürg Neuenschwander, Dominik Stauch
Ausstellung: 29. Juni — 03. August 2018
In Kooperation mit der Galerie AroundSpace in Shanghai zeigt videokunst.ch in der Ausstellung «Multiple Contexts» aktuelle Positionen Schweizer Videokunst in China. Von 29. Juni bis 5. August 2018 sind Arbeiten von Peter Aerschmann, Gabriela Löffel, Jürg Neuenschwander und Dominik Stauch in der Galerie AroundSpace in Shanghai ausgestellt.
«Assembly Line Projects: A Packet of Salt», Li Xiaofei
2013, 07:23
24. Mai — 30. Juni 2018
Die Videoarbeit «A Packet of Salt» ist Teil der Serie «Assembly Line Projects» die der chinesische Künstler Li Xiaofei 2010 begann. Die Videos wurden in Fabriken in Norwegen, Schweden, USA, Neuseeland und China gedreht und thematisieren die globalen sozialen Veränderungen durch das Fliessband – für den Künstler das ultimative Symbol des Kapitalismus. Eine Salzfabrik in China bildet den Schauplatz für die dokumentarischen Aufnahmen in «A Packet of Salt». Der historisch, ja fast romantisch anmutende Transport der Salzberge auf kleinen Flossen steht dabei im Kontrast zu den im Video angesprochenen Problemen der Bodenverschmutzung durch die Salzproduktion. Die Frage welche Bedeutung der Ressource Salz, die seit jeher als reinigendes Heilmittel galt und zum Erhalt von Lebensmittel unumgänglich war, im heutigen Postfordismus zukommt stellt uns die Arbeit zwischen den Zeilen.

Eine Kooperation mit der AroundSpace Gallery Shanghai.
«The world», Tian Xiaolei
2007, 04:10
05. April — 19. Mai 2018
«The world» ist eine sehr frühe Animationsarbeit des chinesischen Künstlers Tian Xiaolei. Die schwarz-weissen, abstrakten bewegten Formen ziehen die Betrachterin regelrecht in einen Sog dieser fremden und doch auf eigentümliche Weise bekannten Welt. Der Assoziationsraum wird durch die Geräuschkulisse relativ klar umrissen: die Unterwasserwelt mit Meeresrauschen entwickelt sich zur Umgebung der mechanischen Abläufe einer Maschine die sich schliesslich in Begleitung eines Vogelschwarms in die Luft begibt und mit dem Wind um imposante Hochhäuser kreist. The world zeichnet ein Bild einer zivilisatorischen Entwicklung, von der Darstellung von Fauna und Flora bis hin zu architektonischen und industriellen Mühlwerken der Menschheit.
«Small Paths», Wenfeng Liao
2010, 2-Kanal Videoinstallation, 04:13
22. Februar — 31. März 2018
Gerade in der expliziten Auslassung von Informationen zeichnet Small Paths ein poetisches Porträt der zwei Protagonistinnen. Im Bild links verfolgen wir die Erkundungen einer Ameise, die sich immer wieder aus der Tiefenschärfe der Kamera bewegt. Der für das menschliche Auge extrem vergrösserte Fokus auf die Lebenswelt der Ameise, stimmt uns empathisch für ihr tragisches Schicksal. Rechts ist es die bewegte Kamera, die sich einer Frauengestalt entlang tastet, ohne dabei ihr Gesicht zu zeigen. Wir begleiten die Frau, wie sie durch einen Garten mit Teich spaziert und wundern uns vielleicht, was sie in den hierhin geführt hat. Liao Wenfeng untersucht Texturen und Oberflächen extrem präzise. Mit einem affektiven, fast ethnografischen Blick werden die subtilen, verbindenden Elemente der beiden Videos offengelegt und die Betrachterin auf symbolische Details sensibilisiert.
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«Protein Fix», U5
2015, 07:39
14. Dezember 2017 — 17. Februar 2018
Die Videoarbeit Protein Tracer gibt Einblick in die reiche Formensprache des Kollektivs U5. Die einzelnen Objekte und Oberflächen des Videos generieren sich aus den installativen Arbeiten. U5 arbeiten mit den unterschiedlichsten Materialen, vom 3D Scan über Wattestäbchen bis zu Plastikboxen von Proteinnahrung und fügen diese in raumgreifenden Ensembles zusammen. Protein Tracer funktioniert in diesem Sinne als Kondensator des kaleidoskopischen Werks von U5.
«Zwischen den Zeiten Lieder Singen II», Dieter Seibt
2017, Videocollage, 17:30
02. November — 02. Dezember 2017
Die starken Charaktere Dieter Seibts manifestieren sich in Zeichnungen, Fotografien, skulpturalen Installationen ebenso wie auf Video. Seine Figuren sind Archetypen der Gewinner respektive der Verlierer im aktuellen Weltgeschehen denen er in seinen Werken eine Bühne gibt. Für die Videocollage «Zwischen den Zeiten Lieder Singen II» wurden einzelne Aufnahmen zusammengefügt und mit Kompositionen der Kapelle Clairmont unterlegt. Es ist ein Potpourri aus bewegten Stilleben von Seibts immer wiederkehrenden Protagonisten und Alltagsbeobachtungen, die in ihrer Trivialität eine ganz eigene Ästhetik erhalten. Die Collage ist somit Dokumentation und neue Werkform zugleich.
«Bubble #6», Mika Rottenberg
2016, 01:40
28. September — 28. Oktober 2017
Die Edition «Bubble 1- Bubble 6» besteht aus Auszügen aus dem Film «NoNoseKnows», den Mika Rottenberg zum ersten Mal 2015 an der 56. Biennale von Venedig präsentierte. Die kinematografischen Videoarbeiten Rottenbergs hinterfragen durch humorvoll grotesken Szenerien heutige postfordistische Produktionssysteme. Ursprünglich sind die Seifenblasen Zwischenszenen eines Films der im Setting einer Zuchtperlenproduktion in China spielt. Die Seifenblasen richten die Aufmerksamkeit auf den Unort des Flurs und werden zur poetischen Klammer im absurden Fabrikalltag. In den kurzen Sequenzen sehen wir Seifenblasen die langsam vor sich hin schweben, sich abenteuerlich verbiegen und schliesslich platzen. Dies geschieht im Setting seltsamer Durchgangsräume mit mehreren Türen, deren farbige Wände über die Tristesse der künstlichen Beleuchtung und spärlichen Einrichtung hinwegtäuschen sollen.
«Inside My Head», Dominik Stauch
2016, 03:47
17. August — 23. September 2017
«Inside My Head» ist eine systematisch komponierte Choreografie aus sechs verschiedenen Formen die nacheinander oder zum Teil überschneidend im Bildraum auf- und wieder abtreten. Die Analogie zum Theater ist naheliegend, da die einzelnen Formen wie verschiedene Charaktere ihre eigene Farbe und ihr gleichbleibendes Bewegungsmuster aufweisen, sich auf die «Bühne» begeben, miteinander agieren und wieder verschwinden. Jeder Form ist eine Tonabfolge eines Holzxylophons zugeordnet. Das Zusammenspiel der Melodien gibt wiederum den Rhythmus der Bewegungen vor. Die klare Struktur wird durch die veränderte Abfolge der Akteure durchbrochen. Neue Farben und Formen entstehen in den Schnittmengen der Ellipsen und lassen komplexe Bildfolgen entstehen. Dominik Stauch versteht die bewegten Farbfelder seiner Videoarbeiten als Referenz zur Malerei. Die anfangs blassen Farben verlaufen mit anderen zu Mischfarben, ähnlich wie in der Technik des Aquarellierens. Die Auswahl der Farben fiel bewusst nicht auf leuchtende, reine Farbtöne, sondern auf Zwischentöne, die jedoch in der Kombination überraschende Effekte ergeben.

Diese optischen Effekte sieht Stauch in Analogie zu unserem täglichen Erleben, wo sich neue Erinnerungen mit den alten überlagern und so das Erfahrene in ein anderes Licht setzen. Wir sind angehalten unser Erlebtes stets neu zu bewerten aufgrund der Eindrücke die dazukommen. Erinnerung ist somit nie eine Abfolge, sondern eine fortlaufende Neubewertung von vergangenen Erlebnissen.
«Potemkin'sche», Erik Dettwiler
2002, 03:20
24. Mai — 01. Juli 2017
Der Titel von Erik Dettwilers Videoarbeit verweist auf den Entstehungsort des Werks, nämlich die Potemkinsche Treppe in Odessa. Diese erhielt ihren Namen durch Sergei Eisensteins ikonischem Stummfilm «Panzerkreuzer Potemkin» aus dem Jahre 1925. Der Film orientiert sich lose an den Ereignissen, die 1905 zum Ausbruch der russischen Revolution führten. Die Treppenszene, in der die zum Hafen strömenden Menschenmassen von der zaristischen Armee skrupellos erschossen werden, wurde zu einem der bekanntesten und meist zitierten Filmmomente. Einer der Gründe, warum dieses frühe Werk die Filmgeschichte revolutionierte, ist Eisensteins damals neue Form der Montage, die nicht so sehr der Narration folgt, sondern sich die emotionale Ansprache der Zuschauer_innen zum Ziel setzt. Dettwiler inszeniert sich in einer Geste von reduzierter Leichtigkeit als schwebender Geist an diesem historisch so bedeutenden Ort und schafft damit seine ganz eigene Hommage an Eisensteins Werk.
«Erfan’s Notebook», David Zehnder
2016, 16:13
06. April — 20. Mai 2017
Die Arbeit Erfan’s Notebook entstand aus einer persönlichen Bekanntschaft des Künstlers mit Erfan, einem jungen Mann aus Afghanistan, den er im Durchgangszentrum in Zollikofen kennenlernte. Mehr noch als über den Fortschritt seiner Sprachkenntnisse, gibt das Notizheft Einblicke über Erfans persönliche Geschichte – seiner Flucht von Afghanistan über die Türkei in die Schweiz. Leergelassene oder ausgerissene Seiten, eine rudimentäre Skizze Europas mit Länderbezeichnungen, Telefonnummern und Emailadressen zeugen von diesem Lebensalltag einer gefährlichen Reise ohne sicheren Ausgang. Mit diesem Hintergrundwissen erhalten vermeintlich banale Lernsätze in Erfans Heft wie «Can I see your passport?» und «Have a good trip» plötzlich eine ganz andere Tragweite. OKRA (Robert Aeberhard und Oli Kuster) haben Erfan’s Notebook einen Soundtrack hinzugefügt. Mit Piano und Field Recordings, Störgeräuschen und verlorenen Harmonien wird Erfans Reise musikalisch nachvollzogen und akustisch erlebbar.
«Mare Mosso», Judith Albert
2015, 03:44
23. Februar — 01. April 2017
Die Videoarbeit «mare mosso» gewährt einen Blick auf ein ruhiges Meeresufer, das in Bewegung gerät sobald die Projektionsfläche aus Papier von den Händen der Künstlerin traktiert wird. Ein Blatt nach dem anderen wird entlang der Uferlinie abgerissen, das zweidimensionale Videobild erweitert sich um die dritte Dimension des sich wölbenden Papiers. Die vom rechten Bildrand eintretende Protagonistin balanciert vorsichtig der Uferlinie und den Wellen des Papiers entlang während sich das leise Meeresrauschen mit dem Geräusch des Reissens vermengt. Ein Stimmungsbild entsteht, das sinnbildlich ist für das Leben, das sich oft als Gratwanderung zwischen den Elementen auf bewegtem Untergrund erweist.
«IT, HEAT, HIT», Laure Prouvost
2010, 07:20
12. Januar — 18. Februar 2017
Die verschiedenen Elemente der Videoarbeit «IT, HEAT, HIT» von Laure Prouvost korrelieren nur teilweise miteinander. Die schnelle Abfolge von Videobildern wird unterbrochen von Text-ausschnitten und bedrohlichen Geräuschen, während die Stimme der Künstlerin aus dem Off einen weiteren Erzählstrang hinzufügt. Alle Informationen aufzunehmen ist unmöglich, die Reizüberflutung somit Teil der Rezeption. Das Stilelement der direkten Ansprache zielt auf die physische Präsenz der Betrachterin und bildet, da eine Narration nur schwer zu finden und schnell wieder verloren ist, die einzige Konstante, die durch die 6 Teile des Videos führt.
«IT, HEAT, HIT» kann als Metapher auf die Aufmerksamkeitsökonomie gelesen werden, auf die Verführung der Medien und unseren Versuch, uns im konstanten Überflutung aus Informationen zu navigieren.
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«Sweet Noel», Quynh Dong
2013, 07:53
01. Dezember — 23. Dezember 2016
Durch das Thematisieren imaginärer Wirklichkeiten hinterfragt Quynh Dong in ihrer Arbeit die Idee der Repräsentation. Hyper-Realitäten dienen als spielerische Plattformen für kulturelleStereotypen, die bis zum Kitsch überinszeniert werden. In «Sweet Noel» thematisiert Quynh Dong den Transfer von Bildern und kulturellen Objekten in andere Epochen und Medien. Als Vorlage der Videoarbeit diente das Lackgemälde «Vuon Xuân Trung Nam Bac» (1970-1990) des vietnamesischen Künstlers Nguyen Gia Trí. Er orientierte sich dafür am Bildthema «Frauen im Garten», das auch von Monet intensiv bearbeitet wurde, allerdings auf japanische Druckgrafiken seit der Edô-Zeit zurückgeht. Im traditionellen japanischen Theater wurden Frauenrollen von Männern gespielt. Indem Dong den Typus der weiblichen, asiatischen Figur in die Gegenwart führt und mit Referenzen auf die Massen- und Popkultur anreichert, spielt sie auf diese historischen Vorläufer an. «Sweet Noel» bedient explizit ein gängiges Klischee und bezieht sich ganz nebenbei auf die christliche Tradition des Weihnachtsfests.
«Zen for Internet», Com&Com
2014, 05:00
26. Mai — 17. August 2016
«Zen for Internet» ist eine zeitgenössische Interpretation von «Zen for Film» (1962-1964) von Nam June Paik. Die Ikonographie des Internets und des Computers benutzend, zeigt die Arbeit ein endlos drehendes «Loading Wheel» auf einem weissen Hintergrund. Typischerweise ist das «Loading Wheel» ein vorübergehender Zustand bevor das Bild vollständig geladen ist. «Zen for Internet», friert diesen Zwischenzustand ein, der Betrachter sieht nie das gewünschte Bild. Com&Com verstehen diese Arbeit als eine multiple Wiederholung in verschiedenen Medien: Als Website, (www.zen-net.org), als Video in der Endlosschleife, als Gemälde oder als verschiedene Werbeartikel wie Drucke, T-Shirts oder Tragtaschen. «Zen for Internet» existiert in einer Vielfalt von Formaten, wie auch «Zen for Film» in verschiedenen Kontexten existierte, alle in ihrer «authentischen» Art und Weise.
«Montag», Renata Bünter
2012, HD Video, 02:00
14. Januar — 20. Februar 2016
Die Videoarbeit «Montag» gehört zum Werkzyklus «sieben Tage/seven days» von Renata Bünter. Die in Bern lebende Künstlerin hat die Werke nach Wochentagen benannt, weil so das Alltägliche der Handlungen betont wird. «Montag» entführt die Betrachterin in die persönlichen Kindheitserinnerungen der Künstlerin, die von einer ländlichen Innerschweizer Umgebung und einer katholischen Grossfamilie geprägt sind. Die Drehorte, die Kulissen und die Requisiten wurden teilweise originalgetreu übernommen. Für «Montag» malte Rita Siegfried die Aussicht aus dem Fenster nach, so entsteht eine traumartige Illusion des Raumes, ein Moment der Verfremdung. Mit bewegten Bildern in einer klaren künstlerischen Sprache lässt «Montag» die Betrachterin in eine poetische und surreale Welt eintauchen.
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«Walking with Richard», Dominik Stauch
2014, 21:35
26. November — 19. Dezember 2015
«Walking with Richard» ist eine Komposition von Performance Auftritten und graphischen Videoelementen von Dominik Stauch und hat seinen Ursprung in einer über mehrere Jahre andauernden Beschäftigung des Künstlers mit Richard Wagners Gesamtkunstwerk «Der Ring des Nibelungen». Die Beschäftigung mit dem Werk von Richard Wagner kommt aus der Faszination für die Idee eines Gesamtkunstwerkes. Genau wie Wagner hat Dominik Stauch sein Werk alleine konzipiert, komponiert, realisiert und sogar inszeniert. Es finden sich autobiographische Elemente vermischt mit Literatur, sowie Beziehungen zu Kunst und kulturhistorische Bezüge, welche in die gegenwärtige Zeit transferiert sind. Das Werk fesselt den Betrachter durch ein präzises Wechselspiel von Bild und Ton. Die Dynamik der geometrischen Formen, der Farb- und Klangräume wird zum Seh- und Hörerlebnis. Die Arbeit knüpft an der Tradition des experimentellen Absoluten Films der 1920er Jahre, der Abstrakten bzw. Konkreten Kunst, aber auch an Minimal Art und Pop Art an. Der kontemplative Rhythmus und das Tempo, gepaart mit Poesie und leiser Ironie, erzeugen weite Assoziationsräume, die Platz lassen für eigene Imagination. (Text Bernhard Bischoff, 2015)
«Clima(c)tic Changes #1», Michael Spahr
2015, 5-teiliges Video, 01:00
20. Oktober — 19. November 2015
«Clima(c)tic Changes» ist eine surreale Videocollage des Berner Künstlers Michael Spahr a.k.a. VJ Rhaps. Das gesellschaftskritische Video basiert auf Fotografien von Schweizer Bergen, die sich langsam verändern. Auch die Umgebung der Bergketten verwandelt sich und schafft ein neues Klima, das wiederum die Bergwelt beeinflusst. Immer wieder kommt es dabei zu kurzen Höhepunkten. Thematisiert werden der Klimawandel und die Zubetonierung der Bergregionen. «Clima(c)tic Changes» ist eine düstere Vision des globalen Klimawandels und ein Kommentar zur festgefahrenen Vorstellungen des Alpenmythos.
«Der Lindenbaum. Schuberts Winterreise», Bodo Korsig
2013, 04:58
16. September — 17. Oktober 2015
«Breaking Bread», Janine Mackenroth
2012/2015, 12:12
13. August — 12. September 2015
Bei der Kunstaktion «Breaking Bread» sprengte die Münchner Künstlerin Janine Mackenroth 194 alte, nicht mehr zum Verzehr geeignete Brotlaibe in Anordnung einer Weltkarte (194 Staaten der Erde) in die Luft. Die Gesamtdauer der Explosionen betrug knapp 10 Minuten. Das entsprach im Durchschnitt einer Explosion alle 3 Sekunden, demselben Zeitabstand, in dem ein Mensch auf dieser Welt an den Folgen von Hungersnot sterben muss. Zudem spielt Janine Mackenroth bewusst mit einem Tabu, das täglich stattfindet: Der Vernichtung von Lebensmitteln.
«El Saludo (Der Gruss)», Adela Picón
2008, 05:37
16. Januar — 21. Februar 2015
Jede Begegnung beginnt mit einer Begrüssung. Man begrüsst sich per Händedruck, mit einer Umarmung, einer Geste… Begrüssungen sind eine allgemeingültige Norm, es sind Höflichkeitsrituale, die uns helfen, mit Anderen in Kontakt zu treten und Beziehungen zu stärken. Die Videoarbeit «Der Gruss» (orig: «El Saludo») von Adela Picón zeigt diesen Moment der Begrüssung. Die Begegnungen sind ganz unterschiedlich: teilweise formell, teilweise euphorisch. Doch jedes Mal geht die Begegnung gleich aus: Im Moment der Begrüssung verschmilzt die eine Person mit der anderen, bis nur noch die weisse Leinwand zu sehen ist. Der Gruss» entstand für eine Ausstellung im Historischen Museum Sant Feliu de Guixols (Spanien) in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung der Stadt. Adela Picón interessiert sich für den Umgang mit Andersartigem, sie spielt mit Begriffen wie Tradition, Vergangenheit, öffentliche und private Sphäre, soziale Integration oder dem unreflektierten Anwenden von Normen und Zuschreibungen.
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«Berg und Beton», Simone Zaugg
2013, 07:39
28. November — 20. Dezember 2014
«Berg und Beton» setzt sich mit der Albigna Staumauer im Bergell, einem Transit-Tal zwischen St. Moritz und Italien, auseinander. Die in performative Videobilder übersetzten historisch-politischen Ereignisse und persönlichen Geschichten hinterfragen die Faszination der Staumauer und die Zwiespältigkeit dieses gigantischen baulichen Eingriffs in das Bergeller Tal. Die Videoarbeit bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Architektur und Natur, zwischen Geben und Nehmen, zwischen Überleben und Leben, zwischen Berg und Beton, zwischen Körper und Arbeit, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Parallel zur Entwicklung von Filmsequenzen wird die Staumauer als Klangkörper akustisch ausgelotet. Erst das Zusammenspiel von Bild und Ton lässt das Publikum die räumlichen und zeitlichen Dimensionen dieses Bauwerkes spüren und nachvollziehen. «Berg und Beton» wurde 2014 für den Berner Filmpreis nominiert.
«Current Status: Declaration», Istvan Balogh
2012, 17:33
24. Oktober — 22. November 2014
Die Videoarbeit «Current Status» ist eine quasi-dokumentarische Arbeit, in welcher der partielle Kontrollverlust der Sprache thematisiert wird: Ein junger Mann, der unter einer starken neurologischen Fehlfunktion, dem Tourette-Syndrom, leidet, liest die 30 Artikel der «Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte». Durch das ständige Zerhacken des Textes und das unkontrollierte Einschieben von Fluchwörtern – ein typisches Symptom für Tourette – wird auf das defizitäre und kaum eingelöste Versprechen der Menschenrechte hingewiesen. Die Arbeit zeigt hier eine eindeutig politische Komponente. Die Art des Vorlesens repräsentiert den «Current Status» der «Declaration of Human Rights ». Zum anderen nimmt die Arbeit eine Methode der «Arts Incohérents» auf, einer kurzlebigen Kunstbewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts in Paris entstand: Hierbei werden bestehende Texte oder Lieder expressiv ausgelotet, indem sie von Personen mit neurologischen Fehlfunktionen wiedergegeben werden.
Istvan Balogh spielt auf subtile Weise mit der Inszenierung, um genau diese in Frage zu stellen. Entlang der Grenze von Kontrolle und Kontrollverlust lässt Balogh neue Bedeutungen entstehen.
«Global Vulva», Myriam Thyes
2009, 6:20
22. August — 30. August 2014
Die Animation «Global Vulva» verbindet weibliche Figuren und Vulva-Symbole aus unterschiedlichen Zeiten, Kulturen und Ländern, und veranschaulicht so die kulturelle Bedeutung des weiblichen Genitals in verschiedenen Kontexten. Im Video zeigt die Künstlerin Myriam Thyes steinzeitliche Ritz-Zeichnungen, die griechische Göttin Baubo, eine geflügelte Frau einer Eiszeit-Kultur in Sibirien, eine irische Sheila-na-gig, die indische Göttin Kali und einen Yoni-Stein, die tibetische Göttin Naljorma Dewa, eine Ahninnen-Statue der lwena aus Angola, die aztekische Göttin Mayahuel, der Schwarze Stein an der Kaaba in Mekka, eine doppelschwänzige Meerjungfrau aus einer Kirche in der Toskana, die schützende Dilukai aus Mikronesien, das Hände-Mudra «Lotus und Biene» in einem Labyrinth, ein Amulett der ägyptischen Göttin Hathor, eine geflügelte Sonnenscheibe, sowie die älteste menschliche Figur, die je gefunden wurde, die «Venus vom Hohlen Fels». Thyes Kunst kreist stets um gesellschaftliche und kulturelle Symbole, um ihre Bedeutungen und deren Wandlungen. Mit der bildhaften Arbeit an Symbolen möchte sie die Vorstellungskraft erweitern, neue Blickwinkel eröffnen und zum Austausch anregen.
«Black Bullets», Jeannette Ehlers
2012, 05:05
13. Juni — 05. Juli 2014
Die dänische Künstlerin Jeannette Ehlers beschäftigt sich in Ihrer Kunst immer wieder mit Sklavenhandel und Kolonialismus. In der Videoarbeit «Black Bullets» thematisiert sie den haitianischen Sklavenaufstand. Die französische Kolonie Saint-Dominique (Haiti) erkämpfte sich 1804 die Unabhängigkeit. Der Sklavenaufstand, der der Revolution vorausging, ist der einzige erfolgreiche Sklavenaufstand der Geschichte. Begonnen hat er mit einer legendären Vodou-Zeremonie in Bois Caïman (Krokodilwald) im Norden von Saint-Dominique. Nach der Legende materialisierte sich während der Zeremonie ein schwarzes Schwein, das in der Folge geopfert und dessen Blut von hunderten von Sklaven getrunken wurde. Das Blut schenkte den Sklaven die Kraft, um für ihre Freiheit zu kämpfen. So entstand die weltweit erste Schwarze Republik: Haiti. Mit ihrer Videoarbeit «Black Bullets» erinnert Jeannette Ehlers an die Geschichte der Sklaverei und würdigt den Akt der Revolution. Das Video wurde in Haiti in der Zitadelle Laferrière gedreht.
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«Black Magic at The White House», Jeannette Ehlers
2009, 03:46
31. Mai — 06. Juli 2013
In der Videoarbeit «Black Magic at The White House», performt Jeannette Ehlers einen Voodoo-Tanz im Herrenhaus Marienborg, das eine starke Verbindung zum Dreiecksgeschäft hat. Gebaut wurde das Haus im Jahr 1744 als Sommerresidenz für den Commander Olfert Fischer, der es dem Händler Peter Windt verkaufte, der ebenfalls sein Vermögen durch Sklaverei und Zuckerhandel aufbaute und sogar Sklaven in sein Haus in Dänemark brachte. Das Haus wurde noch an weitere Händler dieser Zeit verkauft, die alle ihre Spuren in Marienborg hinterliessen. Auch heute noch spielt das Haus eine wichtige Rolle in Dänemark: als offizielle Residenz des Premierminister des Landes. Das Video ist Teil des Projektes ATLANTIC, mit dem sie ein dunkles Kapitel der Dänischen Geschichte fokussiert: die intensive Teilnahme am Sklavenhandel und Kolonialismus. Mittels digital manipulierten Fotografien bringt sie in poetischer Weise eine kreative Reflektion des dänischen Sklavenhandels.
«Hard Edge Ride», Dominik Stauch
2011, 05:11
26. April — 25. Mai 2013
«BABEL», Peter Aerschmann
2012, 04:00 Loop
04. April — 20. April 2013
2024202320222021202020192018201720162015201420132012
«vom kühlen Reiz selbsterdachter Welten – f (Q)», Pia Maria Martin
2012, 16 mm auf DVD, 01:00
14. November — 22. Dezember 2012
Im Februar 2012 konnte die Stuttgarterin Pia Maria Martin als erste residency.ch-Künstlerin im Wohnatelier im PROGR_Zentrum für Kulturproduktion in Bern arbeiten. Das Wasser in den Brunnen der Stadt Bern bildete bei minus 14° C riesige Eisberge in den Becken. Inspiriert von dieser Eislandschaft versucht sie diese im Keller des PROGR in einer Kühltruhe nach zu konstruieren. In mehreren Gefrierprozessen, stellt Pia Maria Martin mit Wasser gefüllten Luftballons, Kondomen und OP-Handschuhen ihr eigenes Film-Set her. Die mit einem Motor ausgestatteten Kamera (16 mm Bolex) erlaubte es ihr, mittels eines separaten Schalters, Zeitrafferaufnahmen durchzuführen. Reizvoll fand sie nicht nur den meditativen Aspekt, sondern auch das Experiment die Zeit für sie arbeiten zu lassen.
«Pimpolis», Michael Spahr
2012, 12:00
11. April — 07. Juli 2012
In seiner digitalen Collage PIMPOLIS “pimpt“ (aufmotzen) Michael Spahr Bümpliz (mittelalterliche Schreibweise: Pimpenymgis/Bimplitz) und erschafft eine pulsierende Stadt (griechisch: Polis). Aus hunderten von Fotos, allesamt aufgenommen in Bern-West, kreiert Michael Spahr eine (sub)urbane Traumwelt: Eine Siedlung entsteht, vergeht und verwandelt sich. Das suburbane Dorf wird unvermittelt zur urbanen Metropole; in surrealen Animationen finden spannende Metamorphosen statt. Dabei werden auch stadtpolitische Themen, wie “Gentrifizierung“, “Migration/Multikulturalität“ oder “Zersiedelung“ gestreift.